Lettland und Estland sind überzeugende Beispiel dafür, dass man nationale Minderheiten am besten qualitativ versteht. Zeitweise lebten dort mehr Russen als Letten bzw. Esten. Die Staaten ähneln sich auch in ihrer Minderheitenpolitik, die mit der Ausgrenzung der russischen Bevölkerung vom politischen Geschehen begann und dann schrittweise gemildert wurde. Galbreaths Untersuchung der Minderheitenpolitik in Estland und Lettland bezieht sich auf den Zeitraum zwischen 1991 und 2001, dem Ende ständiger OSZE-Missionen. Strukturgebend ist Rogers Brubakers Konzept der Beziehung zwischen Minderheit, Nationalstaat und dem nationalen Bezugsstaat der Minderheit, in diesem Fall Russland. Der Autor ergänzt die internationalen Beziehungen als vierten Einflussfaktor. Nachdem diese vier Punkte theoretisch und/oder geschichtlich aufgearbeitet wurden, werden die politischen Systeme sowie die Entwicklung der Minderheitenpolitik vorgestellt. Dem Einfluss Russlands und der internationalen Organisationen sind separate Kapitel gewidmet. Die Einflussversuche des russischen Außenministeriums haben laut Galbreath tatsächlich die Skepsis in den beiden Staaten nur geschürt und somit die politische Anerkennung der Minderheiten erschwert. Auch innenpolitisch haben die Minderheiten kaum wirken können. Für Fortschritte unter den vorwiegend rechtskonservativen Regierungen sorgten vielmehr die OSZE in Form des Hohen Kommissars für nationale Minderheiten und durch ständige Missionen, daneben die EU-Kommission und nicht zuletzt der Europarat, der für seinen gruppenrechtlichen Standpunkt bekannt ist.