Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) hatte sich als Schwert und Schild der SED die ideologische Sicherung aller wichtigen Lebensbereiche in der DDR zur Aufgabe gemacht. In dieser Studie werden nur zwei davon ausführlich untersucht: zum einen das Hochschulsystem unter besonderer Berücksichtigung der Wirtschaftswissenschaften und zum anderen Organisationseinheiten der sozialistischen Wirtschaft. Als Kaderschmiede für die Entwicklung des sozialistischen Gesellschaftsideals gerieten besonders die Universitäten in das Blickfeld des MfS. Nicht selten wurden Professoren, Assistenten und auch Studenten zu inoffiziellen Mitarbeitern. Zunächst betrachtet Fischer die historische Genese des sozialistischen Wirtschaftssystems von der marxistisch-leninistischen Ideologie zur Sowjetisierung der DDR-Ökonomie, anschließend die Infiltrierung der Universitäten durch das MfS, die Struktur des Einflusses auf die Hochschullandschaft und schließlich die repressive Kaderpolitik. Am Beispiel der Ingenieurhochschule Zwickau wird anschließend die Arbeitsweise einer MfS-Kreisdienststelle untersucht und die bis heute anhaltenden Konsequenzen der totalitären Überwachung und Bespitzelung aufgezeigt. Am Beispiel Zwickau macht der Autor deutlich, dass der Untergang der DDR noch heute andauert, was an den dort verbliebenen Altkadern, übrig gebliebenen Seilschaften und verstärkten (Haus-)Berufungen alt gedienter DDR-Ökonomen und dem dadurch verhinderten Austausch über die wirtschaftspolitischen Ursachen des Zusammenbruchs liege. Das Resultat dieser fehlenden Aufarbeitung im Personalwesen wie auch im Denken der lehrenden ehemaligen DDR-Ökonomen sei, dass Zwickau mit allen angebotenen Wirtschaftsstudiengängen regelmäßig die hinteren Plätze in den Hochschulrankings einnehme.