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Nico Beckert

Nachhaltiger Tourismus in Subsahara-Afrika. Anspruch und Wirklichkeit eines neuen Konzepts zur Armutsminderung. Das Beispiel Namibia

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2014 (Berliner Studien zur Politik in Afrika 17); 176 S.; geb., 34,95 €; ISBN 978-3-631-64645-8
Namibia zählt zwar offiziell zu den Ländern mit einem gehobenen mittleren Einkommen, weist aber, wie der Autor darlegt, eine extreme Ungleichheit in deren Verteilung auf. Insbesondere die schwarze ländliche Bevölkerung gilt als marginalisiert. Seit der Unabhängigkeit wurden verschiedene Gesetze und Programme erlassen, um diese Situation zu verändern. Dazu gehört das Community Based Natural Resource Management (CBNRM), mit dem die ländliche Bevölkerung an dem großen Wirtschaftspotenzial des nachhaltigen Tourismus teilhaben und somit von den natürlichen Ressourcen der von ihnen bewohnten Räume profitieren soll. Das Programm zielt dabei einerseits auf den Schutz der natürlichen Ressourcen und andererseits auf die Armutsminderung. Nico Becker hat die Umsetzung eines Projektes, das diesem neuen Ansatz verpflichtet ist (und zu großen Teilen mit deutschen Entwicklungshilfegeldern gefördert wird) auf seine Zielerreichung hin untersucht. Es handelt sich um die grenzüberschreitende Initiative „Kavango Zambezi Transfrontier Conservation Area“ (kurz KAZA), eine Zusammenlegung von 36 Schutzgebieten und Reservaten zu einem Megapark. Die in sogenannten Conversancies zusammengeschlossenen ländlichen Gemeinschaften sollen als „Bewahrer der Naturschätze“ (22) einen nachhaltigen Tourismus organisieren und sich damit Einkommensquellen erschließen. Beckert befasst sich aus praxeologischer Perspektive mit den Hintergründen der Armutsproblematik, geht auf Fragen der Landnutzung ein, eruiert die Interessenlagen der beteiligten Akteure und geht so der Frage nach, ob und inwieweit das Programm tatsächlich ein Instrument der Armutsminderung darstellt. Er macht verschiedene „Hinderungsfaktoren für eine armutsmindernde Nutzung des Potenzials“ (115) aus: ein Mangel an unternehmerischen Fähigkeiten, eine unzureichende Gesetzgebung, Landnutzungskonflikte und die Aneignung von Machtpositionen durch lokale Eliten. Die divergierenden Interessenlagen sowie die politischen und sozialen Strukturen seien von den Projektverantwortlichen nicht realistisch eingeschätzt worden. Außerdem müsse die Top‑Down‑Struktur des Programms umgekehrt, die zu starke Akzentuierung des Naturschutzziels aufgegeben und die Interessen der Conservancies mindestens gleichrangig zu den Interessen der übrigen Akteure behandelt werden. Die Arbeit schließt mit der Betrachtung von Handlungsoptionen zur Überwindung der aufgezeigten Probleme.
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Rubrizierung: 2.672.224.44 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Nico Beckert: Nachhaltiger Tourismus in Subsahara-Afrika. Frankfurt a. M. u. a.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39121-nachhaltiger-tourismus-in-subsahara-afrika_47321, veröffentlicht am 26.11.2015. Buch-Nr.: 47321 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken