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Nicola Kristin Karcher / Anders G. Kjøstvedt (Hrsg.)

Movements and Ideas of the Extreme Right in Europe. Positions and Continuities

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2012 (Zivilisationen und Geschichte 21); 252 S.; hardc., 46,95 €; ISBN 978-3-631-60136-5
Der sozialwissenschaftliche Begriff der extremen Rechten hat sich in den vergangenen Jahren in Abgrenzung zur traditionellen Extremismustheorie herausgebildet. Zusammengefasst werden damit Rechtsradikale, Rechtsextremisten sowie Teile der intellektuellen Neuen Rechten (siehe Buch‑Nr. 42188). Die Autoren des aus einer Tagung in Berlin im Dezember 2009 hervorgegangenen Sammelbandes untersuchen verschiedene Beispiele entsprechender politischer Aktivitäten. Der Fokus liegt auf Deutschland im 20. Jahrhundert. Ergänzend werden Fallbeispiele aus Großbritannien, Norwegen und Italien herangezogen. Teilweise handelt es sich bei den Beiträgen um Übersetzungen beziehungsweise Wiederabdrucke bereits veröffentlichter Analysen. Stefanie Schrader untersucht die Rolle völkisch geprägter Parteien in der Weimarer Republik neben Hitlers NSDAP am Beispiel der Deutschvölkischen Freiheitspartei (DVFP/DFP). Die Gruppierung erzielte in der ersten Hälfte der 1920er‑Jahre große Wahlerfolge etwa in Mecklenburg. Der Verzicht auf ein offizielles Programm führte jedoch rasch zu internen Auseinandersetzungen und sinkendem Wählerzuspruch. Eine gemeinsame Liste mit der NSDAP seit Frühjahr 1924 sollte vor allem den Nationalsozialisten nutzen, die sich so schrittweise wieder aus der Illegalität befreien konnten. Elisabetta Wolff widmet sich der publizistischen Tätigkeit des italienischen Philosophen Julius Evola als wichtigen Stichwortgeber neofaschistischer Gruppierungen nach 1945. Diese „Radikale Rechte“ (165) bezog sich auf Evolas kulturpessimistische Werke wie „Erhebung wider die moderne Welt“ (deutsche Erstausgabe: 1935). Sie verstand sich dabei als eine ideologische Opposition zum demokratischen System, ohne praktisch‑politisch beziehungsweise bewaffnet tätig zu werden. Wenig überzeugend erscheint der Beitrag von Astrid Dypvik. Anhand der schlaglichtartigen Betrachtung einiger weniger stereotyper Redewendungen meint sie nachweisen zu können, dass der Bund der Vertriebenen (BdV) in geschichtspolitischen Debatten „mit der gleichen Stimme wie die extreme Rechte“ spreche. Die Behauptung, die NPD sei dabei „die neue Stimme des BdV“ (246), erscheint mehr als polemische Zuspitzung denn als wissenschaftlich fundierte Aussage.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.25 | 2.22 | 2.37 | 2.61 | 2.311 | 2.312 | 2.313 | 2.315 | 2.36 | 2.35 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Nicola Kristin Karcher / Anders G. Kjøstvedt (Hrsg.): Movements and Ideas of the Extreme Right in Europe. Frankfurt a. M. u. a.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35855-movements-and-ideas-of-the-extreme-right-in-europe_43836, veröffentlicht am 19.06.2013. Buch-Nr.: 43836 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken