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Franz M. Wuketits

Mord. Krieg. Terror. Sind wir zur Gewalt verurteilt?

Stuttgart: S. Hirzel 2016; 146 S.; 22,80 €; ISBN 978-3-7776-2543-0
Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte der Gewalt. Mord, Krieg und Ausrottung des Gegners hat es zu allen Zeiten gegeben. Ist der ewige Friede, wie Immanuel Kant ihn gedacht hat, überhaupt möglich? Ist nicht vielmehr die Spezies Mensch als solches ein Hindernis? Der in Wien lehrende Autor nähert sich dem Phänomen der Gewalt zunächst über den Begriff und seine unterschiedlichen Ausprägungen wie Mord, Rache, Krieg oder individuelle und kollektive Gewalt. Gewaltlose Gesellschaften gibt es nicht, lautet eine grundlegende Feststellung: „Die Vorstellung von einem paradiesischen Leben und dem ‚edlen Wilden‘ im Naturzustand hat sich denn auch als Mythos erwiesen“ (24). Allerdings variiere der Grad der Gewalt. Besonders folgenreich sei die Rolle der Ideologie, ob politisch oder religiös motiviert. Mithilfe ihres Absolutheitsanspruches würden andere Menschengruppen entmenschlicht und der Mord am Gegner als einzig richtiger Weg legitimiert. „Ideologien sind die folgenreichste Ursache der Gewalt.“ (34) Anschließend entfaltet Franz M. Wuketits in einem knappen historischen Überblick ein Panorama verschiedener Ursachen, Ausprägungen und Formen von Gewalt vom Altertum bis in die Gegenwart. Besonders folgenreich ist seiner Ansicht nach die technische Innovationskraft, die das Vernichtungspotenzial steigert und zu entsprechenden Opferzahlen führt, gerade bei unbeteiligten Zivilisten. Für die Neuzeit konstatiert er zwei weitere Formen der Gewalt, die virtuelle und die strukturelle. Letztere bedeute eine „Einschränkung menschlicher Bedürfnisse“ (101), wie zum Beispiel durch Diskriminierung oder niedrige Entlohnung bei gleichzeitigem hohem Leistungsdruck. Der Autor selbst sieht am Ende des Buches keinen Grund für Optimismus, solange „politische und religiöse Ideologien dominieren, Erziehung und Bildung unter die Räder von Ideologien ger[aten,] sich viele Menschen freiwillig in Ideologien ergeben und selbstverschuldet in die Unmündigkeit stolpern; und solange es der Weltpolitik und Weltwirtschaft nicht gelingt, die Ressourcen gerechter zu verteilen, woran Politiker und Ökonomen aber anscheinend nicht interessiert sind“ (124). Es ist nur schade, dass der Autor die Folgen der Gewalt auf die Ideengeschichte der Prämoderne und Neuzeit nicht in das Buch miteinbezogen hat.
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Rubrizierung: 2.22.25 Empfohlene Zitierweise: Fabrice Gireaud, Rezension zu: Franz M. Wuketits: Mord. Krieg. Terror. Stuttgart: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39422-mord-krieg-terror_47956, veröffentlicht am 18.02.2016. Buch-Nr.: 47956 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken