Skip to main content
Sören Messinger / Yvonne Wypchol

Moderne CDU? Programmatischer Wandel in der Schul- und Familienpolitik

Stuttgart: ibidem-Verlag 2013 (Göttinger junge Forschung 20); 312 S. ; pb., 34,90 €; ISBN 978-3-8382-0536-6
Lange Zeit galt die CDU als eine Partei, die für eine traditionsbewusste Politik steht. In den vergangenen Jahren haben jedoch Personen wie beispielsweise Rita Süssmuth, Angela Merkel und Ursula von der Leyen dafür gesorgt, dass sich wesentliche Standpunkte der Union änderten. Sören Messinger und Yvonne Wypchol konzentrieren sich in ihren voneinander unabhängigen und in diesem Buch gemeinsam veröffentlichten Studien auf den Bereich der Schul‑ beziehungsweise Familienpolitik. Sie gehen dabei der Frage nach, „wie ein Wandel am Kern der Identität zustande kommen konnte und was es für eine Partei bedeutet, wenn sich derartige Traditionslinien verändern“ (30). Messinger beginnt seine Untersuchung zur Schulpolitik mit der Gründungsphase der Partei und stellt heraus, dass die Bundes‑CDU den einzelnen Landesverbänden eine hohe Eigenständigkeit und damit einen zum Teil divergierenden Umgang mit der Bekenntnisschule einräumen musste. Auch im weiteren Zeitverlauf wurde auf Landes‑ und später auch auf Bundesebene über die richtige Ausgestaltung von Schule diskutiert, allerdings stand nicht mehr die Konfession, sondern das dreigliedrige Schulsystem beziehungsweise der unbedingte Erhalt des Gymnasiums im Fokus. Gerade seit dem sogenannten Pisa‑Schock werde das Konzept der Dreigliedrigkeit vermehrt zugunsten einer Akzeptanz von Schulen mit mehreren Bildungsgängen aufgegeben. Entsprechend vertritt die CDU nach Ansicht von Messinger durch ihr Festhalten an den Gymnasien nunmehr die Zweigliedrigkeit des Schulsystems als bildungspolitisches Leitbild. Wypchol konzentriert sich in ihrer Analyse des Familienbildes auf die Zeit während der zweiten Großen Koalition, in der ein Bruch mit der traditionellen Sicht auf Familie unübersehbar ist. Als Wegbereiterin der Modernisierung der CDU macht die Autorin Merkel aus, die während der Oppositionszeit Umformulierungen in programmatischen Papieren anstrengte und dadurch beispielsweise die Anerkennung unterschiedlicher familialer Lebensformen vorantrieb. Mit von der Leyen erhielten Merkels Ideen ein Gesicht und wurden von der ehemaligen Familienministerin trotz interner, aber stets marginalisierter, Kritik umgesetzt. Wie Wypchol herausarbeitet, konnte das neue Familienbild auch deshalb identitätsstiftend wirken, weil einerseits das Ideal der Hausfrauenehe und der häuslichen Erziehung aufgegeben und die Wahlfreiheit betont, andererseits aber an der Bedeutung der Ehe festgehalten wurde.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.3312.343 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Sören Messinger / Yvonne Wypchol : Moderne CDU? Stuttgart: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37580-moderne-cdu_45522, veröffentlicht am 25.09.2014. Buch-Nr.: 45522 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken