Moderate Islamisten? – Ägypten und die Rolle der Muslimbruderschaft als Herausforderung europäischer Außenpolitik
Max Winterhoff spannt einen riesigen historischen Bogen von der arabisch-islamischen Geschichte (inklusive der der Muslimbruderschaft) zur gegenwärtigen politischen Lage, um die politischen Umwälzungen der Revolution in Ägypten 2011 methodisch über die „sozialwissenschaftliche Technik des wissenschaftlichen Arbeitens“ (11) zu analysieren. Die Muslimbruderschaft als eine ideologische Strömung und Massenorganisation wird hierfür der Europäischen Union gegenübergestellt, um die „tiefen politischen, sozialen und kulturellen Gräben“ (9) zu erklären. Ein derartiger Vergleich ist ohnehin problematisch; ob diese sogenannten Gräben überhaupt vorhanden sind und wie sie sich bemerkbar machen, wird ausschließlich postuliert. Hieran können Zweifel angemeldet werden. Der Mehrwert dieses Versuchs der Auseinandersetzung mit der Revolution in Ägypten liegt sicherlich in der kurzen, prägnanten Darstellung. Jedoch wird wenig auf aktuelle Problematiken innerhalb der Bevölkerung hingewiesen, auch nennt der Autor als Konsequenz keine Lösungsansätze. Ebenfalls wird eine saubere wissenschaftliche Vorgehensweise, die Terminologien definiert und abgrenzt sowie die verwendete Methodik vorstellt, vermisst. Inhaltlich scheint die fehlende Verknüpfung von historischem Hintergrund und realer Lebenswirklichkeit der Menschen vor Ort und in Europa wenig ergiebig. Die Studie verbleibt auf der Ebene einer allgemeinen theoretischen Abhandlung, mit der der Autor seinem eigenen Anspruch nicht gerecht werden kann.