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Christoph Rojahn

Militärische Antiterroreinheiten als Antwort auf die Bedrohung des internationalen Terrorismus und Instrument nationaler Sicherheitspolitik - das Beispiel Amerika

München: Herbert Utz Verlag 2000; IV, 173 S.; brosch., 44,- €; ISBN 3-89675-841-1
Politikwiss. Diss. München; Gutachter: G.-K. Kindermann, B. Ostendorf. - Die Arbeit erfüllt weitgehend ihre primäre Zielsetzung, nämlich die Lücke bei deutschsprachigen Untersuchungen zur Rolle von Spezialeinheiten in der Terrorismusbekämpfung zu schließen. Durch die Ereignisse im September 2001 hat sie zudem nachträglich an Aktualität gewonnen. Dabei ist bemerkenswert, dass durch die langjährige Isolation des US-amerikanischen Territoriums vom internationalen Terrorismus, dieser bereits vorher ein überwiegend außenpolitisches Problem darstellte. Anhand der Diskussion um die Definition des Terrorismusbegriffes kann der Autor zunächst nachweisen, dass hierbei ein weites und nicht immer klares Verständnis von Terrorismus Grundlage wesentlicher Teile der US-amerikanischen Außenpolitik in den 80er- und 90er-Jahren bildete. Seine Hauptthese lautet, dass durch die weitgehende Verschonung des US-Territoriums von Terrorattacken eine Bedrohungsperzeption vorherrschte, die kaum zwischen Kriegs- und Terrorhandlungen differenzierte. Dies führte zu einem schon frühzeitigen Übertragen der Hauptkompetenzen in der Terrorismusbekämpfung an militärische Einheiten. Vorläufer, Aufbau sowie Wirkungsweise und Einsätze dieser Einheiten werden anhand einer detaillierten Darstellung von militärtechnischen und einsatztaktischen Entwicklungen nachvollzogen. Dies lässt die Analyse der politischen Folgen leider etwas in den Hintergrund treten. Gerade angesichts der wenigen (bekannten) Antiterror-Einsätze dieser Einheiten ist ihre Rolle als Außenpolitikinstrument aber noch weitgehend unklar. Dabei laufen sie aber ständig Gefahr, "in Situationen eingesetzt zu werden, in denen ihre spezialisierten Kapazitäten nicht erforderlich wären" (163). Zudem scheint ihre Existenz auch zu einer Politik der "harten Linie" beizutragen und zwar gegenüber Problemen, deren Komplexität ein entsprechender Ansatz wohl nur selten gerecht wird. Da mittlerweile auch in anderen Ländern (siehe z. B. das KSK in Deutschland) unter dem Banner der Terrorbekämpfung entsprechende Einheiten für diverse Formen der so genannten unkonventionellen Kriegsführung aufgestellt und in den Einsatz gebracht wurden, besteht hier weitergehender Forschungsbedarf. Dafür zu sensibilisieren ist ein wesentliches Verdienst der Arbeit. Angesichts der notwendigerweise zahlreichen technischen Abkürzungen muss der handwerkliche Mangel eines leider unvollständigen und somit wenig hilfreichen Abkürzungsverzeichnisses erwähnt werden. Aus dem Inhalt: Terrorismus als politische Herausforderung: Terrorismusdefinition; Frühe historische Vorläufer des modernen Terrorismus; Subversionstheorie und Guerilla im 20. Jahrhundert. Die USA und der Terrorismus; Historische und organisatorische Vorläufer amerikanischer Antiterroreinheiten; Aufbau spezialisierter Antiterroreinheiten; Einsätze militärischer Antiterroreinheiten.
Thomas Henzschel (TH)
Dr., Auswärtiges Amt, Arbeitsstab Iran.
Rubrizierung: 4.22 | 4.41 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Thomas Henzschel, Rezension zu: Christoph Rojahn: Militärische Antiterroreinheiten als Antwort auf die Bedrohung des internationalen Terrorismus und Instrument nationaler Sicherheitspolitik - das Beispiel Amerika München: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/15756-militaerische-antiterroreinheiten-als-antwort-auf-die-bedrohung-des-internationalen-terrorismus-und-instrument-nationaler-sicherheitspolitik---das-beispiel-amerika_17973, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 17973 Rezension drucken