Der „Migrationsreport 2010“ ist der sechste und letzte Band in der Reihe des Rates für Migration. Der Rat ist inzwischen vom Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) abgelöst worden. Der Migrationsreport besteht aus einem Aufsatzteil und einer chronologischen Dokumentation zur Entwicklung der Migrations- und Integrationspolitik. Der Titel des Bandes ist allerdings etwas irreführend: Die Autoren befassen sich nicht mit den wichtigsten Aspekten und Ereignissen auf diesem Themengebiet in 2010. Es geht ausschließlich um den Islam – und selbst dabei fehlt die Sarrazin-Debatte, die in dem Jahr die öffentliche Diskussion dominierte. Sie wird lediglich im Dokumentationsteil erwähnt. Jörg Hüttermann etwa führt eine figurationssoziologische Analyse von Konflikten um den Bau von Moscheen durch, die zeigen soll, dass es sich dabei vor allem um Rangordnungskonflikte zwischen Eingesessenen und Zuwanderern handelt. Levent Tezcan und Schirin Amir-Moazami kritisieren den Ablauf der Islamkonferenz. Michael Kiefer bietet einen Überblick zu den Bemühungen um den Islamunterricht. Den Aufsätzen gemein ist, dass sie Muslime ausschließlich als Objekte des Handelns einheimischer Akteure betrachten; Integrationserfolge und -verweigerungen der Zuwanderer werden nicht thematisiert. Zudem erachten sie die muslimischen Verbände als legitime Vertreter der Muslime in Deutschland. Ob diese Verbände tatsächlich geeignete Gesprächspartner im Sinne gelingender Integration sind, ist freilich umstritten. Die einseitige Auseinandersetzung mit dem Thema Integration von Muslimen sticht insbesondere bei Werner Schiffauer ins Auge. Einen guten Überblick über die Entwicklungen auf dem Gebiet der Integrationspolitik bietet indes der Dokumentationsteil. Wesentliche Ereignisse sind dort knapp zusammengefasst und mit Belegen aus Zeitungen, Pressemitteilungen oder Onlineportalen versehen.