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Paul Mecheril / Oscar Thomas-Olalde / Claus Melter / Susanne Arens / Elisabeth Romaner (Hrsg.)

Migrationsforschung als Kritik? Konturen einer Forschungsperspektive

Wiesbaden: Springer VS 2013; 287 S.; 24,95 €; ISBN 978-3-531-18622-1
Migrationsforschung als eigenständiges, vielfach disziplinenübergreifendes Feld hat sich im deutschsprachigen Raum seit etwa 25 Jahren etabliert. Da der gesellschaftliche Auslöser die im Zuge der sogenannten Gastarbeiteranwerbung steigende Zuwanderung war, sind einschlägige Untersuchungen über lange Jahre hin als Ausländerforschung betrieben und verstanden worden. Diese behandelten – in wechselnder Terminologie – die Lebens‑ und Arbeitssituation von Ausländer_innen, Migrant_innen oder Menschen mit Migrationshintergrund primär mit Blick auf Bedingungen gelingender Eingliederung in die bestehende gesellschaftliche Ordnung. Gegen diese methodologisch wie konzeptionell konventionelle Perspektive entwerfen die Autor_innen die Konturen einer kritischen Migrationsforschung. Diese ist wesentlich getragen von einem „epistemischen Engagement“ (45) und setzt sich kritisch mit Eigenschaften, Bedingungen und Konsequenzen von Herrschaftsstrukturen auseinander, die das Phänomen Migration prägen und bestimmen. Charakteristika dieser Forschungsperspektive werden einleitend in 57 Thesen vorgestellt; diese Argumentation hat – weil sie sich sehr differenziert mit den Möglichkeiten von Kritik als Modus von Sozialwissenschaften auseinandersetzt – Relevanz über den Gegenstand Migrationsforschung hinaus. Eine kritische Migrationsforschung muss sich von der oft implizit bleibenden Prämisse lösen, die „nicht‑migrantische Lebens‑ und Gesellschaftsverhältnisse zum Normalfall stilisiert“ (12); ihre Grundkategorie bezieht sich auf die Problematisierung von Zugehörigkeitsordnungen, die Individuen nach Maßgabe von „natio‑ethno‑kulturellen“ (22 f.) Kriterien unterscheiden. Die Autor_innen konkretisieren die Forschungsperspektive einerseits in Auseinandersetzung mit Begrifflichkeiten und methodologischen Voraussetzungen verbreiteter Studien, andererseits geht es ihnen um eine Kritik der minorisierenden und diskriminierenden Effekte politisch‑administrativer Praktiken.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.24.422.232.3432.263 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Paul Mecheril / Oscar Thomas-Olalde / Claus Melter / Susanne Arens / Elisabeth Romaner (Hrsg.): Migrationsforschung als Kritik? Wiesbaden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36812-migrationsforschung-als-kritik_43931, veröffentlicht am 06.03.2014. Buch-Nr.: 43931 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken