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Ceren Türkmen

Migration und Regulierung

Münster: Westfälisches Dampfboot 2008 (Einstiege 18); 171 S.; 14,90 €; ISBN 978-3-89691-684-6
Migranten sind in den Medien zunehmend präsent und die dargestellten kulturellen Praktiken werden unter dem Begriff der Hybridität als subversiv gelobt. Dabei handelt es sich um eine Entwicklung, die im Kontext von Integrationsdebatten begrüßt wird. Die Autorin jedoch setzt sich von diesen herrschenden Einschätzungen ab, indem sie orientiert an Gramsci und poststrukturalistischen Theorien türkisch-deutsche Filme analysiert, diese als Teil der Kultur als Ort gesellschaftlicher Kämpfe um Vorherrschaft kennzeichnet und eine hegemonietheoretische Analyse aufnimmt. Eine regelrechte „Kulturindustrie der Differenz“ (13) werde etabliert, in ihr manifestiere sich ein Vorgang sozialer und politischer Art. Denn „auch subalterne und minorisierte Gruppen und kulturelle Differenz können, so die These, aus der hiesigen kulturellen Hegemonie nicht mehr ausgeschlossen bleiben, sondern [werden] regulierend innerhalb der kulturellen Sphäre eingeschlossen“ (16). Dieser Prozess ist jedoch uneinheitlich. Türkmen legt auch unter Verwendung von Studien zum Gefängniswesen dar, dass die migrantische Elite unter konsensuellen Verfahren integriert oder besser angepasst wird, während die sogenannten Verlierer unter Zwang und starker Repression desintegriert werden. So zeigt die Autorin sogar an Filmen eines so erfolgreichen Regisseurs wie Fatih Akin, dass diskriminierende und reaktionäre Identitätsklischees kritiklos bedient werden. Sie sieht darin eine „Entpolitisierung des Kulturellen“ (19). Diskurskritisch verurteilt Türkmen auch das Konzept der Parallelgesellschaften, es „werden Räume skizziert, in denen man diejenigen Anderen ansässig macht, die im Rahmen kulturalistisch-rassistischer Exklusionsstrategien ausgeschlossen werden“ (42). So etabliert sich die entpolitisierte kulturelle Sphäre als ein Ort, an dem kulturelle Andersheit unter den Bedingungen der Machtverhältnisse in den Gesellschaftskörper eingeschlossen wird. Die Autorin klassifiziert dies in Anlehnung an Gouvernementalitätsstudien als eine „neoliberale Machttechnik“ (141).
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.42 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Ceren Türkmen: Migration und Regulierung Münster: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30126-migration-und-regulierung_35714, veröffentlicht am 10.02.2009. Buch-Nr.: 35714 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken