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Harald Kleinschmidt

Migration und Integration. Theoretische und historische Perspektiven

Münster: Westfälisches Dampfboot 2011 (Theorie und Geschichte der Bürgerlichen Gesellschaft 24); 191 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-89691-124-7
Kleinschmidt beschäftigt sich mit der Geschichte von Migration und Reisen. Das Buch lässt sich in zwei Teile untergliedern: Erstens finden sich eher theoretische Betrachtungen, etwa über den Bedeutungswandel und die sich verändernden Muster von Migration und Reisen oder den Wandel des Fremdheitsbegriffsim Verlauf der Geschichte – Entwicklungen, die anhand von historischen Quellen verdeutlicht werden. Zweitens enthält das Buch Kapitel mit unterschiedlichsten Fallbeispielen für Ein- bzw. Auswanderung und Reisen und den Umgang damit in der Vergangenheit. Anhand der Beispiele aus allen Teilen der Welt, die bis ins Mittelalter reichen, veranschaulicht der Autor, dass Migration nicht erst seit dem 20. Jahrhundert von Bedeutung ist. So stellt er beispielsweise die Geschichte von Schwaben in Britannien im Mittelalter dar oder geht auf die in der Zwangsintegration bzw. Massakrierung von „Indios“ mündende Kolonisierung Amerikas durch die eingewanderten Europäer im 16. Jahrhundert ein. Weitere Themen sind die unfreiwillige Migration von Afrikanern nach Kassel im 18. Jahrhundert sowie die staatlich geförderte Auswanderung armer Briten nach Neuseeland, durch die dort lebende Maori zu „Eingeborenen“ wurden. Ein interessantes Beispiel ist Singapur, wo unter britischer Kolonialherrschaft aus China, Indien und von der Malaiischen Halbinsel Arbeitskräfte angeworben wurden. Durch die behördlich vorgenommene Kategorisierung und Trennung dieser Gruppen bildete sich eine bis heute gespaltene Gesellschaft heraus. Die historischen Beispiele für Migration sind kenntnisreich geschrieben und erhellend – auch im Hinblick auf die gegenwärtige Migrationstheorie und -politik. So kritisiert der Autor die staatliche Konstruktion unterschiedlicher Kategorien von Migranten sowie die im Zuge restriktiver Migrationspolitik erhobene Forderung, Migranten sollten sich integrieren. Er verdeutlicht, dass Migration vielmehr als Normalfall denn als Ausnahmeerscheinung betrachtet werden sollte. Anzumerken ist, dass Kleinschmidt zwar von ihm verwendete Quellen und Literatur im Anschluss an jedes Kapitel anführt, auf Fußnoten oder Verweise im Text aber vollständig verzichtet.
Christiane Bausch (CBA)
M. A., Soziologin, wiss. Mitarbeiterin, Lehrstuhl für Politische Theorie, Universität Duisburg-Essen.
Rubrizierung: 4.42 | 2.263 | 2.35 | 2.343 Empfohlene Zitierweise: Christiane Bausch, Rezension zu: Harald Kleinschmidt: Migration und Integration. Münster: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34540-migration-und-integration_41487, veröffentlicht am 22.12.2011. Buch-Nr.: 41487 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken