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Verena Grubmüller

Migration, Menschenrechte und Entwicklung. Rechtliche und politische Herausforderung der EU durch den Migrationsdruck aus Afrika

Wien: Wilhelm Braumüller 2012; 296 S.; kart., 28,- €; ISBN 978-3-7003-1827-9
Diss. Linz. – Verena Grubmüller fragt nach dem Umgang der Europäischen Union mit der Migration aus Afrika. Es ist das ambitionierte Vorhaben der Autorin, „die Einflüsse der Menschenrechte auf die menschliche Entwicklung aktueller und potentieller MigrantInnen, ihre Familien sowie ihrer Herkunfts‑ und Zielgesellschaften“ (7) zu untersuchen. Die Arbeit umfasst nichts weniger als die Erklärung der Dynamiken der afrikanisch‑europäischen Migration, die Analyse der Politik der EU mit Blick auf die Frage der Bindung an und Einhaltung von menschenrechtlichen Standards sowie das Aufzeigen von Möglichkeiten, in diesem Rahmen zu einer ‚triple‑win‘‑Situation zu gelangen, bei der alle Seiten (Migrant_innen und Flüchtlinge, die EU‑Mitgliedstaaten sowie die Herkunfts‑ und Transitländer in Afrika) profitieren. Spätestens hier wird deutlich, dass Grubmüller mit ihrer Analyse auf ein komplexes Themengeflecht abzielt. Sie untersucht die Migrationspolitik der EU mittels Politikfeldanalyse, wobei ihr Erklärungsansatz die EU‑Migrationspolitik (policy) als Ergebnis der Institutionen und Prozesse (politics und polities) innerhalb des politischen Systems der EU sieht. Gleichzeitig wird die EU selbst lediglich als Teil eines Mehrebenensystems verstanden, das neben den Mitgliedstaaten auch internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen umfasst. Dieser Untersuchung vorgelagert ist die Analyse der ursächlichen Faktoren der euro‑afrikanischen Migrationsdynamiken. Hierzu entwickelt Grubmüller ein eigenes Migrationsmodell, das auf der Zusammenführung bestehender theoretischer Ansätze basiert und strukturelle, individuelle und organisationelle Faktoren auf der Makro‑, Mikro‑ und intermediären Ebene berücksichtigt. Der Verlauf der Untersuchung führt vom rechtlichen und politischen Umgang der EU mit Migration und Asyl über die Spannungsfelder und Zielkonflikte in diesem Mehrebenensystem hin zur internationalen Rechtssituation von Flüchtlingen. Letztere basiert laut Grubmüller aus Bestimmungen, die den Mitgliedstaaten der EU, die bei der Ratifizierung von rechtlichen Standards für Migrationen ohnehin „äußerst zögerlich“ (169) seien, große Spielräume für Diskriminierungen bieten. Aus der Analyse von Recht und Praxis ergibt sich dann auch, dass „die EU‑Migrations‑ und Asylpolitik [...] in ihrer derzeitigen Form nicht zufriedenstellend im Einklang mit menschen‑ und flüchtlingsrechtlichen Standards“ (205) ausfällt. Welche Handlungsmöglichkeiten zur Behebung dieser Missstände im Sinne einer ‚triple‑win‘‑Situation vorhanden sind, zeigt Grubmüller im letzten Kapitel, ein wichtiges Stichwort ist hier eine „EU‑Migrationsgovernance“ (248). Der Blick richtet sich dabei auf eine transparente Politik und geregelte Zugangsmöglichkeiten.
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Rubrizierung: 4.423.63.52.67 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Verena Grubmüller: Migration, Menschenrechte und Entwicklung. Wien: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37954-migration-menschenrechte-und-entwicklung_43663, veröffentlicht am 15.01.2015. Buch-Nr.: 43663 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken