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Ulrike Lembke (Hrsg.)

Menschenrechte und Geschlecht

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Schriften zur Gleichstellung 38); 271 S.; brosch., 27,- €; ISBN 978-3-8487-1637-1
Der universelle Geltungsanspruch der Menschenrechte setzt voraus, dass diese überall für alle Menschen gleiche Geltungskraft haben. Dass Menschenrechte auch eine Genderdimension besitzen, wird im deutschen Menschenrechtsdiskurs fast ausschließlich im engen Sinne von „Frauenrechten“ thematisiert. Frauendiskriminierung macht einen großen Teil von Geschlechtsdiskriminierung aus, dazu gehört jedoch auch die Diskriminierung der sexuellen Selbstbestimmung und der Geschlechtsidentität, also von LSBTI*‑Personen (Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans‑ und intergeschlechtliche Menschen), die in der deutschsprachigen Debatte noch eine Leerstelle darstellt. Von der aktuellen Weiterentwicklung des Gender‑Konzepts wird die Intersektionalität – die Verschränkung verschiedener Ungleichheit generierender Strukturkategorien – von Menschenrechts‑ und Geschlechterfragen systematisch erschlossen. Ganz zu Beginn skizziert Beate Rudolf, wie sich der internationale Menschenrechtsdiskurs erweitert hat von einem formalen Verständnis der Gleichheit hin zu einem substanziellen Verständnis. Sie zeigt auf, wie in einem nächsten Schritt ein von der Lebensrealität von Frauen ausgehender eigener Menschenrechtsvertrag für Frauen (CEDAW) es ermöglichte, überhaupt erst einmal indirekte und strukturelle Diskriminierung zu erfassen und die Grenze zwischen „öffentlich“ und „privat“ zu überschreiten. Deutlich wird jedoch auch, wie dieser eigene Vertrag einer Missdeutung von Frauenrechten als „Sonderrechten“ und der Separierung einer Frauenrechts‑ neben der Menschenrechtsdiskussion Vorschub leistete. Abschließend wird dargestellt, wie sich die Weiterentwicklung des Gender‑Konzepts im Hinblick auf LSBTI*‑Personen langsam auch in der Völkerrechtsentwicklung und internationalen Debatte niederzuschlagen beginnt. Anhand unterschiedlicher Themenfelder werden aus rechtswissenschaftlicher Perspektive Regelungsbereiche und Leerstellen geschlechtsbezogener Fragestellungen in internationalen Menschenrechtsverträgen und im aktuellen Menschenrechtsdiskurs konkret aufgezeigt und analysiert. Dabei werden über eine rein völkerrechtliche Perspektive hinaus immer auch innerstaatliche Rechtsnormen und Rechtsdiskurse berücksichtigt. Der überwiegende Teil der Beiträge geht auf die beiden Dimensionen der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität aus ihrem jeweils unterschiedlichen Blickwinkel ein. Einen umfassenden Einblick, wie diese Dimensionen vom menschenrechtlichen Diskriminierungsschutz erfasst werden und wie diese von Menschenrechtsarbeit mobilisiert und verhandelt wurden und werden, gibt Lucy Chebout.
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Rubrizierung: 2.272.234.424.3 Empfohlene Zitierweise: Julia Schmidt-Häuer, Rezension zu: Ulrike Lembke (Hrsg.): Menschenrechte und Geschlecht Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38030-menschenrechte-und-geschlecht_46617, veröffentlicht am 29.01.2015. Buch-Nr.: 46617 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken