Medienpolitik für Europa
Der Titel des Buches lässt sich auf zweierlei beziehen: die Aktivitäten der EU hinsichtlich der wirtschaftspolitischen Gestaltung des Mediensektors in Europa oder die Bemühungen, über Medien Europa populärer zu machen. Beides ist Gegenstand der medienpolitischen Arbeit der EU-Kommission, wobei die früheren Hoffnungen auf eine integrationsfördernde Wirkung des Fernsehens weitgehend von der Agenda verdrängt wurden und mit der Fernsehrichtlinie wirtschaftspolitische Aspekte in den Vordergrund rückten. Die Kommunikationswissenschaftlerin Holtz-Bacha zeichnet die 25-jährige Entwicklung der europäischen Medienpolitik nach und zeigt insbesondere anhand der Fernsehrichtlinie, wie aus einem integrationspolitischen Ziel eine reine Dienstleistungsregulierung wurde. Neben europa- und wettbewerbsrechtlichen Fragestellungen fragt Holtz-Bacha aber auch nach den Entwicklungsmöglichkeiten einer europäischen Öffentlichkeit, denen sie das Schlusskapitel widmet. Sie zeigt mit ihrem Band, wie umfangreich die Medienpolitik der EU mittlerweile geworden ist, obwohl diese kaum über Kompetenzen im Kulturbereich verfügt. Das Buch ist kein Standardwerk für eine einzelne Disziplin. Holtz-Bacha hat vielmehr eine gründliche, mehrere Wissenschaften berührende Analyse der EU-Medienpolitik vorgelegt. Für Politikwissenschaftler sind die Kapitel zu den beteiligten Akteuren, zum Entstehungsprozess der Fernsehrichtlinie sowie der letzte Abschnitt zur europäischen Öffentlichkeit besonderes relevant.