Welche Zusammenhänge bestehen zwischen öffentlicher Meinung, Medien und Krieg? Die Autoren untersuchen diese Frage überwiegend aus dem Blickwinkel der politikwissenschaftlichen Friedens- und Konfliktforschung. Die Beiträge gehen dabei auf ein Kolloquium zurück, das von der genannten Arbeitsgemeinschaft in der Evangelischen Akademie in Iserlohn im Februar 2001 veranstaltet wurde. Die Fallstudien über den Afghanistan-Krieg wurden aus aktuellem Anlass nachträglich zugefügt. Die Ergebnisse, zu denen die Autoren kommen, werfen die Frage auf, inwieweit Medien eine Realität konstruieren und damit Kriege vorbereiten. So haben beispielsweise die kroatische Regierung und später die Kosovo-Albaner eine US-amerikanische Public Relations-Firma damit beauftragt, für sie im Ausland ein positives Image aufzubauen. Die Autoren zeigen ferner, wie hierzulande durch eine einseitige Berichterstattung durch große Zeitungen und das gezielte Brechen von Tabus durch Regierungsmitglieder eine politische und emotionale Mobilmachung lange vor dem Kosovo-Krieg stattfand, für die es kaum eine Gegenöffentlichkeit gab. Auch mit dem Medienkrieg gegen Afghanistan sei versucht worden, die rechtlichen und demokratischen Legitimationsmängel des Angriffes zu überdecken. "Haben die Medien genügend danach gefragt, wer diesen Krieg geführt hat, wer in diesem Krieg der Gegner war?" (Becker [171]). Vielleicht, so die Vermutung, habe es für das schwere Bombardement Afghanistans gar keine militärische Notwendigkeit gegeben, "sondern nur Gründe einer weltweiten psychologischen Kriegsführung" (171). Inhalt: Hinführungen: Jörg Becker: Medien im Krieg (13-26); Christoph Weller: Friedensforschung zwischen Massenmedien und Krieg - Von der Manipulationsforschung zur konstruktivistischen Friedenstheorie (27-44); Gunther Schrader: Zensur und Desinformation in Kriegen (45-54); Tile von Damm: Die Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr - die Truppe als modernes Promotion- und Marketingunternehmen (55-63). Case Studies I: Der Kosovo-Krieg: Dusan Reljic: Der Kosovo-Krieg und die deutschen Medien (64-74); Jochen Hils: Asymmetrische Kommunikation? - "Newsbeats", "sound bites" und US-Fernsehnachrichten im Vorfeld des Golf- und des Kosovokrieges (75-95); Gerhard Lampe: Medienfiktionen beim NATO-Einsatz im Kosovo-Krieg (96-102); Christiane Eilders / Albrecht Lüter: Gab es eine Gegenöffentlichkeit während des Kosovo-Krieges? Eine vergleichende Analyse der Deutungsrahmen im deutschen Mediendiskurs (103-122). Case Studies II: Terroranschläge und der Afghanistan-Krieg: Christian Schicha: "War on America" - Medienberichterstattung und symbolische Politikinszenierungen nach den Terroranschlägen in den USA (123-133); Rolf Giesen: "Flammendes Inferno" (134-141); Jörg Becker: Afghanistan: Der Krieg und die Medien (142-172). Die selektive Wahrnehmung von Krieg: Ernst Schulte-Holtey: Die Eigendynamik von "Medien-Maschinen" in Kriegszeiten (173-181); Romy Fröhlich: Die mediale Wahrnehmung von Frauen im Krieg: Kriegsberichterstatterinnen und Kriegsberichterstattung aus Sicht der Kommunikationswissenschaft (182-193); Susanne Jaeger: Mediale Wahrnehmungsfilter: Nationalität, Ethnie (194-204); Michael Strübel: Krieg als Produkt der Filmindustrie (205-222). Frieden und Information: Angewandte Friedensforschung: Oliver Meier / Iris Hunger: "Open Sources" und Verifikation: Die Demokratisierung von Rüstungskontrolle? (223-241); Reinhard Keune: UN-Krisenmanagement und Medien (242-246); Theodor Ebert: Die poetische Methode und ihre Grenzen - oder Peter Handkes Reiseberichte aus Jugoslawien als Friedenstexte (247-266). Anhang: Jörg Becker: Bibliographie zum Thema "Krieg und Medien" (267-279).