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Demokratie-Stiftung der Universität zu Köln (Hrsg.)

Medien und Demokratie – was der Journalismus heute leistet

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2012 (Schriftenreihe der Demokratie-Stiftung der Universität zu Köln 1); VII, 107 S.; geb., 14,95 €; ISBN 978-3-631-63861-3
Taugen Medien noch als vierte Gewalt im Staat? Mit dieser Frage führt Volker Wolff, Professor für Pressejournalismus, in den Sammelband ein. Die Ausgangslage sei klar: Medien seien unerlässlich für demokratische Meinungsbildung. Journalisten sollten die Bürger distanziert und wahrheitsgemäß informieren. Gelingt das noch, trotz gekürzter Redaktionsbudgets und wachsenden Einflusses der Public Relations (PR)? Bevor der PR‑Manager Klaus Kocks in seinem Beitrag auf diese Frage eingeht, gibt er zu, dass Selbstkritik nicht die Stärke der PR als „persuasiv[e] Kommunikation auf der Basis eines ökonomisch bewehrten Interesses“ (72) sei. Das Ansinnen von Branchenvertretern, PR mittels ethischer Kodizes als demokratisches Instrument der Wahrheitspflege darzustellen, gehe aber zu weit. Dann könne man gleich Marlboro fragen, ob Rauchen gesund sei. Kocks fordert von der eigenen Zunft die prinzipielle Erkennbarkeit von Identität, Interesse, Ideologie und Intention. Journalisten müssten aber genau diese Punkte ständig hinterfragen. Doch aus Kostengründen würden Verleger den Anteil nicht‑redaktionell erarbeiteter Inhalte erhöhen – die PR biete diese Inhalte ansprechend aufbereitet abdruckfertig an. Als PR‑Manager könne man inzwischen gar nicht so viel lügen, wie die journalistische Nachfrage es verlange. Den Presserat sieht Klaus Kocks als PR‑Agentur der Verleger, die genau diesen Missstand verdecken soll. Volker Wolff stimmt ihm im abschließend wiedergegebenen Streitgespräch zu: Wenn Studierende seiner Seminare über 100 Beschwerden einreichten, werde er dafür kritisiert, dem Presserat unnötige Arbeit zu machen. Im Gremium der Presse‑Selbstregulierung fehlten objektive Experten und Rezipienten. Sein Gesprächspartner, der Presserat‑Geschäftsführer Lutz Tillmanns, bestätigt, dass man das Gremium erweitern sollte, verteidigt aber seine Institution als Vorreiter für guten Journalismus und Pressefreiheit. Das Gespräch fand als Abschluss eines Symposiums der Demokratie‑Stiftung der Universität zu Köln im Sommer 2011 statt, das in diesem ersten Band der politikwissenschaftlichen Schriftenreihe der Stiftung dokumentiert wird.
Wolfgang Denzler (WDE)
Diplom-Journalist, Student, Institut für Politikwissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.333 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Demokratie-Stiftung der Universität zu Köln (Hrsg.): Medien und Demokratie – was der Journalismus heute leistet Frankfurt a. M. u. a.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/232-medien-und-demokratie--was-der-journalismus-heute-leistet_43708, veröffentlicht am 02.05.2013. Buch-Nr.: 43708 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken