
Medien, Macht und Metropolen. Politische Kommunikation in der Großstadt
Berlin, die einzig wahre deutsche Metropole? Wenn in diesem Sammelband von Metropolen die Rede ist, geht es fast immer eigentlich nur um die deutsche Hauptstadt. Abgesehen von Jimmy Schulz‘ Vortrag über die EU‑Großstadtpolitik, Margit Mayers Beitrag zur Krise der amerikanischen Stadt und Henning Banthiens Einlassungen zur Bürgerbeteiligung oszillieren alle Beiträge irgendwo zwischen Spree und Havel. Den Grund dafür beschreibt Harald Mieg, indem er Berlin als „Referenzort für alles, was eine Bühne braucht“ (22), klassifiziert. Wenn man genauer hinschaut, fällt in den Beiträgen eine spezifische Art der Selbstreferenzialität auf, die wohl in keiner deutschen Stadt so ausgeprägt ist wie in Berlin – die Medienszene muss sich dementsprechend zwischen Hauptstadt und Kiezpolitik behaupten. So zeichnen gerade die Beiträge über die Berliner Lokalpolitik, aber auch die sehr profunde Nachbetrachtung des Abgeordnetenhaus‑Wahlkampfes 2011 durch Marco Althaus ein anschauliches Bild dieser besonderen Berliner Mischung aus Provinzialität und Weltläufigkeit, aus Selbstzufriedenheit und ständiger Nörgelei. Auch deshalb ist etwa der Beitrag von Rob Savelberg von besonderem Interesse. Der niederländische Journalist sensibilisiert dafür, dass Berlin „immer in Bewegung“ (33) und Veränderung die Konstante der Stadt sei. Durch seine Vergleiche mit Amsterdam wird zudem sehr deutlich, was die Faszination Berlins ausmacht. Berlin sei – und stehe damit zugleich exemplarisch für Deutschland insgesamt – gerade nicht mehr das, wofür Preußen und seine Hauptstadt einst gestanden hätten. Statt Disziplin herrsche ein lässige, liberale Aufbruchsstimmung, derer sich die Bewohner oftmals gar nicht so recht bewusst seien Die Beiträge des Sammelbandes entstammen einer Ringvorlesung zur Großstadtpolitik und zur Medienszene von Metropolen, die der Verein der Freundinnen und Freunde des Berliner Otto‑Suhr‑Instituts im Sommersemester 2011 veranstaltete.