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Felix F. Seidler

Maritime Herausforderungen der Nato. Strategische Auswirkungen und die Effektivität des Handelns

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2015 (Analysen zur Sicherheitspolitik 8); 357 S.; geb., 61,95 €; ISBN 978-3-631-66857-3
Politikwiss. Diss. Kiel; Begutachtung: J. Krause, C. Masala. – Mit dem Ende des Kalten Krieges konnte sich auch die Aufgabe der NATO nicht mehr auf den Schutz vor dem sowjetischen Feind beschränken. Wie effektiv das Militärbündnis in den folgenden zwanzig Jahren neue Herausforderungen angenommen hat, fragt Felix F. Seidler. Der Untersuchungsgegenstand ist dabei das maritime Handeln der Allianz, das in der Herstellung von Stabilität, Schutz und Sicherheit für die Mitgliedstaaten auf den globalen Meeren und Ozeanen gesehen wird. Effektivität wird dabei als das Verhältnis von Aufwand und Wirkung durchgeführter NATO‑Operationen bestimmt. Theoretische und methodische Rahmung erfährt die Untersuchung durch die Schule des Neorealismus (Fokus auf staatliche Akteure; eigennütziges Handeln; militärische Kapazitäten; hard statt soft power) sowie den Anspruch, einen Beitrag zu einer „strategischen Wissenschaft“ (24) zu leisten, die sich durch ihre Nähe zu Politik, Militär und (inter)nationalen Institutionen sowie einen Fokus auf sicherheitspolitische Empfehlungen auszeichnet. Detailreiche Ausführungen zu verschiedenen Einsätzen, Flottenverbänden und Kooperationen mit externen Staaten werden mit den strategischen Beschlüssen und Zielsetzungen des Bündnisses kontrastiert. Der Autor stellt fest, dass von einer „überwiegenden Effektivität des maritimen Handelns“ (295) gesprochen werden kann, weil die NATO vier erklärte Ziele (kollektive Verteidigung, Abschreckung, Krisenmanagement, Terrorismus‑ und Proliferationsbekämpfung) erfolgreich erreichen konnte. Effektives Handeln ist vor allem dann möglich, wenn die Herausforderungen nahe am klassischen Handlungsbereich von Seestreitkräften liegen. Diese Schlussfolgerung dient dem Autor dazu, eine größere Berücksichtigung der maritimen Agenda in der NATO‑Strategie zu fordern. Die gewollte Nähe zu den Zielsetzungen des Militärbündnisses, das vage methodische Vorgehen, die rein deskriptiven Ausführungen sowie die schlichten theoretischen Prämissen machen die Untersuchung eher zu einem Bericht über die maritimen Aktivitäten der Organisation denn zu einer tiefgreifenden Analyse ihrer Handlungsfähigkeit.
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Rubrizierung: 4.3 Empfohlene Zitierweise: Sven-Jacob Sieg, Rezension zu: Felix F. Seidler: Maritime Herausforderungen der Nato. Frankfurt a. M. u. a.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39511-maritime-herausforderungen-der-nato_47875, veröffentlicht am 10.03.2016. Buch-Nr.: 47875 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken