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Peter Peetz

Maras, Medien, Militär. Gesellschaftlicher Diskurs und staatliche Politik gegenüber Jugendbanden in Honduras

Berlin: Lit 2012 (Hamburger Lateinamerikastudien 4); 251 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-643-11472-3
Diss. Hamburg. – Die Kriminalität von Jugendbanden (die sogenannten Maras) stellt in Zentralamerika ein zentrales Problem dar, gegen das Polizei und Militär mit Großeinsätzen und zahlreichen geheimdienstlichen Methoden vorgehen. Peetz untersucht diese repressive Politik in Honduras und fragt, wie es zu ihr gekommen ist und wie sie sich in den Jahren zwischen 2001 und 2009 entwickelt hat. Auf der Grundlage einer Verbindung von Diskurs- und Policy-Analyse analysiert Peetz zunächst den Diskurs über die Jugendbanden in der Presse und wie er von verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Akteuren geführt wird. Danach widmet er sich der „Anti-mara-Politik“ (141) der Regierungen Maduros und Zelayas, um schließlich die Wechselwirkungen zwischen Diskurs und Politik aufzuzeigen. Zentrale Ergebnisse mit Bezug zu dem Diskurs der Presse sind, dass die Mitglieder der Maras von der Presse als Haupttäter von Gewalt und Kriminalität in Honduras dargestellt werden und überproportional viel, aber selten sachlich über sie berichtet wird. Stattdessen werden die Jugendbanden aufgrund ihrer Amoralität „als Zeichen eines allgemeinen Werteverfalls“ aufgefasst, wodurch die Jugendbanden für das „feindliche Andere“ (217) stehen. Dieser letzte Punkt finde sich auch im Diskurs der politischen Akteure wieder. Auch diese sehen in den Jugendbanden „Feinde“ (218), die dem Terrorismus nahestehen. Die von den beiden Regierungen ergriffenen repressiven Maßnahmen gegen die Jugendbanden ähnelten sich weitgehend. Festzustellen sei vor allem eine Remilitarisierung der Sicherheitspolitik wie auch eine Verschlechterung der Menschenrechtslage. Am Ende kommt Peetz zu dem Fazit, dass „die im öffentlichen Diskurs festgestellte moral panic über die maras Entsprechungen in den Regierungspolitiken findet“ (220), sodass von einem engen Wechselverhältnis von Diskurs und Politik gesprochen werden könne. Als Alternative zu der bisherigen Politik schlägt Peetz Maßnahmen vor, die Prävention und Resozialisierung mit „effizienter und menschenrechtsrespektierender Strafverfolgung“ (222) kombinieren. Dabei sollten die Maras als eine marginalisierte und stigmatisierte Gruppe angesehen werden, deren Handlungen in den größeren Kontext von Repression, Armut und Ausgrenzung einzuordnen seien. So ließe sich die öffentliche Wahrnehmung der Maras als „personifiziertem Bösen“ (222) ändern.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.65 | 2.21 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Peter Peetz: Maras, Medien, Militär. Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35410-maras-medien-militaer_42683, veröffentlicht am 08.11.2012. Buch-Nr.: 42683 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken