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Jürgen Mittelstraß / Ulrich Rüdiger (Hrsg.)

Macht und Wissenschaft. Heilige Allianzen und prekäre Verhältnisse

Konstanz: UVK Universitätsverlag 2013 (Konstanzer Wissenschaftsforum 6); 125 S.; 24,- €; ISBN 978-3-87940-839-9
Die Beziehung zwischen Wissenschaft und Macht ist seit jeher vielschichtig und komplex. Aber in Zeiten von Exzellenzinitiativen, Bologna‑Reformen, der zunehmenden Bedeutung von Think Tanks und globalisierender Forschung ist diese Beziehung heute bedeutsamer denn je. Der Tagungsband des 6. Konstanzer Wissenschaftsforums, das 2013 stattfand, nimmt diesen Bedeutungszuwachs zum Anlass, um das Verhältnis von Wissenschaft und (politischer) Macht zu untersuchen. Die Autorinnen und Autoren beschäftigen sich mit Aspekten der Wissenschaftsfreiheit und der Programmforschung, mit der gegenwärtigen Rolle der Universitäten und der Problematik der Legitimierbarkeit von Politik durch Wissen(schaft). Außerdem stellen sie Fragen nach Verantwortung und Einflussnahme, analysieren, in welchem Abhängigkeits‑ und Anspruchsverhältnis beide Seiten heute stehen und welche Strukturen die Forschung ermöglichen und begrenzen. So ist Michael Zürn der Ansicht, dass im Zuge der Globalisierung und damit einhergehender räumlicher und zeitlicher Entgrenzungsprozesse gesellschaftliche Subsysteme wie die Wissenschaft „an Autonomie gegenüber der Politik gewonnen haben und sie gleichzeitig einen größeren Einfluss auf die Politik ausüben“ (10). Auch Walter Berka konstatiert, dass es nicht mehr der Staat und die staatliche Wissenschaftsverwaltung sind, die heute den praktischen Freiheitsspielraum des Universitätslehrers bestimmen, „sondern in erster Linie die autonomen Universitäten selbst, ihre Organe und ihre bürokratischen Verwaltungshelfer in den Agenturen und Stäben des Qualitätsmanagements“ (43). Allerdings, und auch das wird in den Beiträgen deutlich, sind Hochschulen heutzutage anderen, oftmals zunehmend ökonomischen, Zwängen unterworfen, weswegen es immer darum gehen sollte, die spezifische Rolle der Hochschulen als „Stätten der freien intellektuellen und moralischen Auseinandersetzung“ (44) zu sichern. Denn eine Wissenschaft, „der keine Risiken und kein Scheitern, keine Irrtümer, keine langen Durststrecken und keine Unspektakularität mehr zugestanden werden, beraubt man ihrer Lebensgrundlage und Erneuerungskraft“ (88).
Falk Hartig (FH)
Ph.D., Sinologe und Kommunikationswissenschaftler, Postdoktorand am Frankfurter Inter-Zentren-Programm „Afrikas Asiatische Optionen“ (AFRASO), Goethe Universität Frankfurt a. M.
Rubrizierung: 2.22.222.2635.425.23.52.612.68 Empfohlene Zitierweise: Falk Hartig, Rezension zu: Jürgen Mittelstraß / Ulrich Rüdiger (Hrsg.): Macht und Wissenschaft. Konstanz: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37062-macht-und-wissenschaft_45404, veröffentlicht am 08.05.2014. Buch-Nr.: 45404 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken