Macht und Machtpolitik: Neorealistische Außenpolitiktheorie und Prognosen für die deutsche Außenpolitik nach der Vereinigung
Im wesentlichen bietet der kurze Aufsatz in diesem Heft eine Darstellung der wichtigsten Elemente des Neorealismus, wobei die Autoren sehr stark den Unterschied zwischen den Kategorien Autonomie und Einfluß als den grundlegenden staatlichen Zielen hervorheben. Darauf bauen sie schließlich ihren Entwurf einer auf neorealistischen Annahmen fußenden Außenpolitiktheorie auf, wohl wissend, daß die Neorealisten eigentlich gar nicht vorgeben, eine solche zu vertreten. Bei der Gewichtung der Kernfaktoren Autonomie und Einfluß unterscheiden die Autoren dann zwei Ansätze im Neorealismus: den traditionellen und den modifizierten. Der erste betont eher das Streben von Staaten nach Autonomie, während der zweite die Suche nach Einfluß in den Vordergrund stellt. Dementsprechend unspektakulär fällt auch die Prognose hinsichtlich der deutschen Außenpolitik aus: Im Sinne des traditionellen Neorealismus müßte man erwarten, daß Deutschland seine mäßig verbesserte Machtposition zu stärkeren Autonomiegewinnen nützt. Anhänger des modifizierten Neorealismus nehmen an, daß im Zweifelsfall aufgrund der günstigen deutschen Sicherheitslage eher die Sicherung von Einflußgewinnen angestrebt wird.