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Christoph Rohde / Jodok Troy (Hrsg.)

Macht, Recht, Demokratie. Zum Staatsverständnis Hans J. Morgenthaus

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Staatsverständnisse 81); 247 S.; 39,- €; ISBN 978-3-8487-1100-0
Die Palette der Theorien internationaler Beziehungen ist breit gefächert. An erster Stelle steht dabei der Realismus, in seiner Basiskonzeption der Klassische Realismus. Dessen Schlüsselwerk ist Hans J. Morgenthaus „Politics Among Nations“, das 1948 erschienen ist, in deutscher Sprache unter dem Titel „Macht und Frieden“ im Jahre 1963. Morgenthau, der 1904 in Coburg geboren wurde, emigrierte 1937 in die USA, wo er ab 1943 in Columbia, Harvard, Yale und Chicago Politikwissenschaft lehrte. Sein Staatsverständnis war durch die Trias von Macht, Recht und Demokratie geprägt. Dabei ist der Staat immer in seiner konkreten Zeitlichkeit zu denken. „Jede Staatslehre, die in der geistigen und politischen Geschichte etwas bedeutet hat, ist von der konkreten geistesgeschichtlichen und politischen Situation abhängig gewesen, in der und für die sie entstanden ist“ (34), betonte Morgenthau schon 1932. Für die Konkretion von Macht, Recht und Demokratie nach dem Zweiten Weltkrieg galt das in ganz besonderer Weise. Das Werk „Politics Among Nations“ ist deshalb auch aus seiner Zeit heraus zu interpretieren. Das betrifft ebenso Morgenthaus Schriften der 1960er‑Jahre, in denen er sich kritisch mit dem Vietnamkrieg und der US‑amerikanischen Demokratie auseinandersetzt „und als deren großer Kritiker und glühender Verfechter gleichermaßen erweist“ (96). Alexander Reichwein charakterisiert Morgenthau dabei in seinem Beitrag als einen „ziemlich deutschen liberalen Realisten“ (95). Einem weiteren wichtigen Grundzug in dessen Denken widmet sich Hartmut Behr, der in Morgenthau einen „Kritiker des Nationalstaates und Nationalismus“ (163) sieht. Für Felix Rösch ist deshalb Morgenthaus „Plädoyer für eine Weltgemeinschaft“ nur folgerichtig, denn Nationalstaaten können die „Sicherheit im klassischen Sinne nicht mehr gewähren“ (184). Es lohnt sich also, Morgenthau, der, wie die Herausgeber in ihrer Einleitung betonen, „Macht und Moral, Interesse und Prinzipien in politischen Fragen sorgfältig abwog“ (14), neu zu lesen. Dieser Band gibt vielfältige Anregungen dazu.
{KK}
Rubrizierung: 5.465.412.643.14.1 Empfohlene Zitierweise: Klaus Kremb, Rezension zu: Christoph Rohde / Jodok Troy (Hrsg.): Macht, Recht, Demokratie. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39577-macht-recht-demokratie_48095, veröffentlicht am 31.03.2016. Buch-Nr.: 48095 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken