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Jan Assmann / Helwig Schmidt-Glintzer / Ekkehart Krippendorff

Ma´at, Konfuzius, Goethe. Drei Lehren für das richtige Leben

Frankfurt a. M./Leipzig: Insel Verlag 2006; 166 S.; geb., 19,80 €; ISBN 3-458-17248-3
Fast 5.000 Jahre des Nachdenkens über die Kunst, in einer Gemeinschaft zu leben, umfasst dieser Band. Den drei vorgestellten Lehren gemeinsam sei der normative Anspruch, dass sie Ethik, eine „selbstverständliche Weltfrömmigkeit“, Religiosität sowie „Respekt und Bescheidung vor der uns umgebenden und erhaltenden Natur zu den Bausteinen der Gemeinschaftskunst gemacht haben“ (20), so die Autoren. Entstanden ist, wie Krippendorff zutreffend schreibt, ein kleines Hand- und Nachschlagebuch zur geistig-sittlichen Orientierung in Fragen gemeinschaftlicher Ordnung. Es beginnt mit einem herausragenden Text des Ägyptologen Assmann über Ma’at, eine Tradition im alten Ägypten. In diesem Komplex aus Ideen und Normen, Sitten und Verhaltensweisen bildet die Verbindung vom toten Vater und hinterbliebenen Sohn die Urzelle der Gemeinschaft. Im Kern ist die wechselseitige Angewiesenheit in der zeitlichen und der sozialen Dimension gemeint. Assmann zeigt, wie sich aus diesem Gedanken die Lehre von einem Staat entwickelt, der um der Kleinen und Schwachen willen da ist. Ma’at ist „keine immanente Weltordnung, sondern eine immer wieder neu gegen Widerstände durchzusetzende Rechtsordnung“ (44). Ähnlich basiere auch die Regierungslehre des Konfuzius auf Geradheit, Ehrlichkeit und Vertrauen, schreibt der Sinologe Schmidt-Glintzer. Gemäß der „Goldenen Regel“ – „Was du selbst nicht wünschest, das tue nicht den Menschen an.“ (81) – beginne gutes Regieren mit der Selbstregierung der Regierenden, mit Geduld, Bescheidenheit, Bildung und einer pazifistischen Haltung. Diese Gemeinschaftskunst sei „die Suche nach dem Ausgleich zwischen dem Glücksbedürfnis des Einzelnen und dem Wohl des Ganzen einer Gesellschaft“ (100). Bei Goethe ist die Lehre einer Gemeinschaftskunst, die Krippendorff herausarbeitet, nur fragmentarisch vorhanden. Im Mittelpunkt steht der Gedanke, dass alle Ordnung von der Natur her zu denken ist und die Gemeinschaft einer guten Regierung bedarf. Goethe selbst sei als Minister in Weimar mit dem Vorsatz angetreten, seine „Untertanen glücklich zu machen“ (148).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 5.3 | 5.33 | 5.34 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Jan Assmann / Helwig Schmidt-Glintzer / Ekkehart Krippendorff: Ma´at, Konfuzius, Goethe. Frankfurt a. M./Leipzig: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/25517-maat-konfuzius-goethe_29592, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 29592 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken