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Armin Pfahl-Traughber

Linksextremismus in Deutschland. Eine kritische Bestandsaufnahme

Wiesbaden: Springer VS 2014; XIII, 248 S.; 24,99 €; ISBN 978-3-658-04506-7
Im Zuge der Enthüllungen des Rechtsterrors des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) und der Diskussion über Islamismus und Salafismus ist der Linksextremismus als Bedrohung der Demokratie etwas in Vergessenheit geraten. Dem möchte Armin Pfahl‑Traughber mit einer kritischen Bestandsaufnahme zum Linksextremismus in Deutschland abhelfen. Die ersten Seiten sind der Aufarbeitung des Forschungsstandes und einer angemessenen Definition gewidmet: Pfahl‑Traughber versteht unter Linksextremismus politische Bestrebungen, die der Gleichheit eine herausgehobene Position zuweisen, die sich gegen den demokratischen Verfassungsstaat wenden und die auch Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung akzeptieren. Anschließend werden die ideologischen Grundlagen des Linksextremismus dargestellt. Insbesondere die Beschreibung des Marxismus sei dabei vom Willen um ein differenziertes Urteil und die Vermeidung „unangemessener Kritik am Marxismus bezüglich der extremistischen Potentiale“ (35) geprägt. Der interessanteste Teil des Buches ist der Empirie gewidmet: Hier geht es zunächst um die Parteigeschichte des Linksextremismus in Gestalt der KPD in der Weimarer Zeit sowie der DKP, der K‑Gruppen und der MLPD in der Bundesrepublik. Der Frage, ob die Linkspartei als extremistisch einzustufen sei, ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Auch hier wird auf der Suche nach einem differenzierten Urteil das Pro und Kontra ausführlich abgewogen. Zu einer klaren Einschätzung mag sich Pfahl‑Traughber nicht durchringen. So sei zwar eine Entwicklung zur weiteren Demokratisierung der Linkspartei sichtbar, aber es gebe auch entgegengesetzte Tendenzen. Die folgende Darstellung des organisationspolitischen, subkulturellen und terroristischen Linksextremismus ist auch in der Art der Abgrenzung sehr instruktiv. Schwieriger gestaltet sich die Abgrenzung bei den Handlungsfeldern des Linksextremismus: Gewiss treten bei politischen Aktionen gegen Atomkraft, Globalisierung, Faschismus oder Gentrifizierung auch gewaltbereite Extremisten in Erscheinung. Ob die indirekte Kooperation von Demokraten und Extremisten aber wirklich zur Akzeptanz linksextremistischer Akteure und Positionen führt, wie der Autor unterstellt, könnte bezweifelt werden. Als Fazit plädiert Pfahl‑Traughber dafür, das Gefahrenpotenzial des Linksextremismus nicht zu unterschätzen, dabei aber anzuerkennen, dass die Bedrohungen durch Islamismus und Rechtsextremismus größer seien.
Sebastian Lasch (LA)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.372.3312.3135.332.612.42.252.315 Empfohlene Zitierweise: Sebastian Lasch, Rezension zu: Armin Pfahl-Traughber: Linksextremismus in Deutschland. Wiesbaden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37674-linksextremismus-in-deutschland_45904, veröffentlicht am 16.10.2014. Buch-Nr.: 45904 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken