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Benjamin Brast

Liberal Statebuilding Interventions and the Monopoly on Violence

Bremen: Staats- und Universitätsbibliothek Bremen 2015 (http://elib.suub.uni-bremen.de/edocs/00104763-1.pdf); V, 254 S.
Diss. Bremen; Begutachtung: K. Schlichte, P. Mayer, Ch. Zürcher. – Gegenstand der Arbeit sind aktive, liberal inspirierte Interventionen in die Staatsgestaltung, die Benjamin Brast als „substanzielle militärische Eingriffe in die Jurisdiktion eines Staates durch andere Staaten oder Internationale Organisationen mit dem Ziel der Etablierung eines liberalen Staates“ (2) definiert. Von den am Leitbild des politischen Liberalismus orientierten Staaten wird eine starke Friedensorientierung ebenso angenommen wie eine überdurchschnittlich hohe wirtschaftliche Prosperität. Vor diesem Hintergrund geht es Brast um die Klärung der Frage, „unter welchen Bedingungen Interventionen zu Statebuilding mit der Schaffung eines staatlichen Gewaltmonopols Erfolg haben oder scheitern“ (5). Im Rahmen einer vergleichenden historischen Analyse offizieller Regierungsdokumente, anderer veröffentlichter Dokumente, von Presseberichten und einschlägiger Sekundärliteratur untersucht er drei Fälle liberalen Statebuildings, die sich hinsichtlich ihres Outcomes unterscheiden: Während in Bosnien und Herzegowina die Etablierung eines Monopols legitimer staatlicher Gewaltsamkeit auf der Makro‑ wie auch auf der Mikro‑Ebene gelungen sei, könne dies für Sierra Leone nur hinsichtlich der Makro‑Ebene behauptet werden. Im Falle von Afghanistan schließlich müsse das Statebuilding‑Projekt in beiden Belangen als weitgehend gescheitert betrachtet werden. Insgesamt kommt Brast mit Blick auf die Anwendbarkeit liberalen Statebuildings zu dem Schluss, dass der Anwendung klare Grenzen gesetzt sind: Gegen die manifesten Interessen lokaler Eliten oder von betroffenen oder involvierten Nachbarstaaten lasse sich keine erfolgreiche Gewaltmonopolisierung im liberalen Sinne durchsetzen. Würden diese Umfeldbedingungen berücksichtigt, so könnten entsprechende Interventionen Staaten aber vor Bürgerkriegen und Staatszerfall bewahren und damit in der Summe Menschenleben retten. Befördert werden könnten die Erfolge noch, wenn die normativen Vorstellungen von liberaler Staatlichkeit – Demokratie, Rule of Law – flexibler gehandhabt würden. Wenn es gelänge, demokratische Teilhabeverfahren nur dann zu implementieren, wenn diese durch regionale Clanchefs durchgesetzt oder zumindest nicht torpediert würden, so könnte deren Herrschaft durchaus als langfristig stabilisierender Faktor für ansonsten fragile Staatengebilde akzeptiert werden.
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Rubrizierung: 2.212.22.252.612.672.68 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Benjamin Brast: Liberal Statebuilding Interventions and the Monopoly on Violence Bremen: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40098-liberal-statebuilding-interventions-and-the-monopoly-on-violence_48410, veröffentlicht am 29.09.2016. Buch-Nr.: 48410 Rezension drucken