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Giorgio Agamben

Leviathans Rätsel

Tübingen: Mohr Siebeck 2014 (Lucas-Preis); 106 S.; 24,- €; ISBN 978-3-16-153195-8
Giorgio Agamben widmet sich in seinem Vortrag anlässlich des an ihn verliehenen Lucas‑Preises 2013 einer erneuten Betrachtung des Titelbilds zu Hobbes' „Leviathan“ aus dem Jahr 1651. Im Fokus der Analyse stehen, neben der Deutung der Inschrift sowie dem formalen Aufbau und der Aussagen des Titelkupfers, zwei Fragen, die sich mit der grafisch dargestellten Figur des Leviathans und der unter ihm abgebildeten Stadt beschäftigen: „Das politische Emblem des Titelbildes enthält also zwei Rätsel, die wir versuchen müssen zu lösen: Warum wohnt der Leviathan nicht in der Stadt? Und warum ist die Stadt menschenleer?“ (21) Um sich diesen Fragen zu nähern, legt Agamben die Hobbes‘schen Unterscheidungen zu Volk und Menge dar. Dabei sei, so Agamben, für Hobbes klar, dass das Volk sich nach der Wahl des Souveräns sofort in eine Menge auflöse, die im Gegensatz zum Volk nicht durch Einheit und einen Willen gekennzeichnet sei. Zustandekommen und Auflösen des Volkes sei somit ein kurzer Akt, der mit der Wahl des Souveräns beginne und ende. Nach der Wahl werde das Volk zu einer Menge und das, was das Volk ausmache, „wandert in die Person des Souveräns und herrscht deshalb in der Stadt, ohne darin wohnen zu können.“ Die Menge hingegen sei ein unpolitisches Element, „auf dessen Ausschluss die Stadt gegründet ist“ (33). Da die Präsenz des Volkes nicht gegenwärtig sei, sondern nur vertreten werden könne, existiere jeglicher Staat in einem dauernden Zustand der Abwesenheit eines Volkes. Abschließend wendet sich der Autor den Aspekten der christlichen Politik Hobbes' zu: „Das Reich des Leviathan und das Gottes sind zwei autonome politische Realitäten, die niemals verwechselt werden dürfen; und dennoch sind sie eschatologisch verbunden, in dem Sinne, dass die erste notwendigerweise verschwinden muss, wenn die zweite realisiert wird.“ (57)
Timo Freudenberger (TF)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 5.42 Empfohlene Zitierweise: Timo Freudenberger, Rezension zu: Giorgio Agamben: Leviathans Rätsel Tübingen: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37519-leviathans-raetsel_45789, veröffentlicht am 11.09.2014. Buch-Nr.: 45789 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken