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Thomas Hobbes

Leviathan. Aus dem Englischen übertragen von Jutta Schlösser. Mit einer Einführung und hrsg. von Hermann Klenner

Hamburg: Felix Meiner Verlag 1996; LXXX, 673 S.; 98,- DM; ISBN 3-7873-1303-6
Die 1966 von Iring Fetscher herausgegebene deutsche Übersetzung des Leviathan von Walter Euchner hat sich als Standard-Übersetzung des Klassikers der neuzeitlichen Rechts- und Staatsphilosophie etabliert. An ihr wird die von Hermann Klenner besorgte Ausgabe der Neuübersetzung von Jutta Schlösser zu messen sein. Klenner bietet eine äußerlich sehr solide, den wissenschaftlichen Einstieg in das Werk erleichternde Studienausgabe. Das Vorwort schildert die Editionsgeschichte und führt durch die vorliegende Ausgabe. In der Einführung "Hobbes - der Rechtsphilosoph und seine Rechtsphilosophie" (XIII-XLI) stellt Klenner mit großer Detailkenntnis von Werk und Literatur "seinen" Hobbes vor, den "unerbittlichen" (XVIII) - wenn auch nicht völlig konsequenten (XXXV) - Materialisten, den "ersten Großsystematiker" der "kapitalistische[n] Marktwirtschaft [...] in ihrer diktatorischen Staatsform" (XXXI f.), den Dogmenkritiker und Praeceptor des Rechtsstaates, den Vordenker von u. a. Kant, Hegel, Marx, Feuerbach, Radbruch. Seine eigentliche Leistung wird in der "universalhistorischen Problemstellung" gesehen, "aus dem Menschheitskrieg aller gegen alle [...] in den Menschheitsfrieden aller mit allen [...] überzuleiten, aus der Homo-homini-lupus- in eine Homo-homini-deus-Gesellschaft" (XVII). Auf Bemerkungen aus spitzer Feder braucht der Leser nicht zu verzichten (Locke habe "kapitalistisches property mit allgemeinmenschlicher liberty verwechselt" [XVI], mit der Bezeichnung der USA "als übriggebliebene Supermacht [mit Ernst Bloch zu sprechen: als übriggebliebener Wolf", XXXIX] wird das noch verbliebene Hindernis des Überleitungsprojekts angedeutet), doch hat Klenner auf einen die Ausführungen Fetschers fortführenden Überblick über Hobbes-Interpretationen verzichtet. Es folgt eine recht ausführliche Chronologie, die für das Verständnis des Leviathan wichtige Ereignisse der Biographie Hobbes' sowie der politischen und Geistesgeschichte zu seinen Lebzeiten zusammenfaßt, ein Siglen- und Abkürzungsverzeichnis sowie ein detailliertes Verzeichnis überwiegend neuerer Literatur, das die Bibliographie in der Fetscher-Ausgabe trefflich ergänzt. Der Text selbst bietet erstmals in deutscher Sprache überhaupt die über 800 Marginalien, mit denen Hobbes den Text gegliedert und gelegentlich Quellen angegeben hat. Sie sind in Kapitälchen randversetzt in den Text eingefügt bzw. den Zitaten in Klammern nachgestellt. Die Übertragung ist - soweit an einigen Stellen überprüft - treffend, erreicht aber nicht überall die Eleganz der Euchnerschen Übersetzung. Während bei der Fetscher-Ausgabe gelegentlich englische Original-Termini oder abweichende Formulierungen der lateinischen Fassung vermerkt sind, hat Klenner einen kritischen Apparat (601-637) beigefügt, der u. a. Erläuterungen, Übersetzungen lateinischer und griechischer Begriffe, Quellenhinweise und zahlreiche Querverweise zu Hobbesschen Werken enthält. Die Kommentierung stellt eine wesentliche Erleichterung für das Verständnis des Textes dar. Äußerst hilfreich sind die ausführlichen Register (Namen, Bibelzitate, Begriffe, letztere mit dem englischen Original-Begriff in Klammern) (639-673).
Klaus Dicke (KD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.32 Empfohlene Zitierweise: Klaus Dicke, Rezension zu: Thomas Hobbes: Leviathan. Hamburg: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/3123-leviathan_4099, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 4099 Rezension drucken