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Guido Thiemeyer / Jenny Raflik (Hrsg.)

Les partis politiques européens face aux premières élections directes du Parlement Européen/European Political Parties and the First Direct Election to the European Parliament

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Schriftenreihe des Instituts für Europäische Regionalforschungen 21); 215 S.; 44,- €; ISBN 978-3-8487-1992-1
Mit der ersten Direktwahl des Europäischen Parlaments 1979 wurde ein bereits in den Römischen Verträgen von 1957 gefasster Beschluss umgesetzt. Dies blieb nicht ohne Folgen für das institutionelle Selbstverständnis und das Machtbewusstsein des Europäischen Parlaments. Durch die direkte demokratische Legitimation ist ein Akteur kreiert worden, der seitdem verstärkt gestaltet, kontrolliert und Einfluss ausübt – und sich damit auf der europäischen Machtebene veritabel beteiligt. Wie reagierten die politischen Parteien der Nationalstaaten auf die ersten Wahlen? Die Autor_innen dieses Sammelbandes in englischer und französischer Sprache rücken die transnationale Parteigeschichte der 1970er‑Jahre in den Mittelpunkt ihrer Analysen und zeigen die vielfältigen transnationalen Verbindungen der verschiedenen europäischen Parteienfamilien auf. Denn trotz aller Unterschiede sind die jeweiligen Parteien „membres des familles politiques liées par une idéologie commune“( 7). Die Direktwahlen führten demnach zu einer Integration der europäischen Parteien entlang des jeweiligen politischen Meinungsspektrums, was jedoch bis heute nicht konfliktfrei verläuft. Einführend werden verschiedene theoretische Ansätze zur europäischen Parteienintegration verglichen, die vor allem neofunktional geprägt sind. Es folgen Aufsätze zu den politischen Parteien. Dabei wird deutlich, dass die sozialdemokratisch und christlich‑demokratisch geprägten Parteien bereits in den 1970er‑Jahren auf langjährige etablierte Verbindungen zurückgreifen konnten. Die „Europäisierung“ dieser Parteien wurde vor allem mithilfe transnationaler Netzwerke vorangetrieben. Die britische Labour Party war, wie Matthew Broad darlegt, dagegen ein sehr schwieriger Partner, der erst nach dem positiven Referendum vom 1975 verstärkt auf europäischer Ebene kooperierte. Anders war dies im Falle der Kommunistischen Partei Italiens: Diese öffnete sich rasch der europäischen Idee und näherte sich der europäischen Linken an, wie Antonio Varsori darstellt. Die Direktwahlen führten, so das Fazit des Bandes, zur Entstehung einer neuen, europäisch denkenden und handelnden politischen Elite, die sich von den jeweiligen nationalen Gepflogenheiten weitgehend abhebt.
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Rubrizierung: 3.13.4 Empfohlene Zitierweise: Fabrice Gireaud, Rezension zu: Guido Thiemeyer / Jenny Raflik (Hrsg.): Les partis politiques européens face aux premières élections directes du Parlement Européen/European Political Parties and the First Direct Election to the European Parliament Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38528-les-partis-politiques-europens-face-aux-premires-lections-directes-du-parlement-europeneuropean-political-parties-and-the-first-direct-election-to-the-european-parliament_47121, veröffentlicht am 11.06.2015. Buch-Nr.: 47121 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken