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Stefanie Dreiack

Lernen Internationale Organisationen? Das Beispiel der EU-Polizeimissionen in Bosnien-Herzegowina und Mazedonien

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Studien zur Politischen Soziologie 32); 281 S.; 54,- €; ISBN 978-3-8487-2563-2
Diss. Leipzig; Begutachtung: H. Zinecker, W. Höpken. – Wie internationale Organisationen (IOs) lernen, untersucht Stefanie Dreiack am Beispiel der EU‑Polizeimissionen in Bosnien‑Herzegowina und Mazedonien. Ausgangspunkt ist ihre Feststellung, dass IOs „Schüler der gewaltsamen Konflikte der 1990er“ (17) waren. Diese Erfahrungen sollten sich also in einem Wandel organisationalen Handelns widerspiegeln. Dreiack definiert Lernen als kognitiven Prozess, der durch die Differenz zwischen erwarteten und eingetretenen Entwicklungen ausgelöst wird. Die Doppelfunktion als individueller und organisationaler Prozess erscheint der Autorin dabei als zentral bedeutsam. Deren Verhältnis leitet die zentrale Untersuchungsfrage an, unter welchen Bedingungen Lernprozesse in IOs stattfinden, handelt es sich dabei doch um „Wandel von sowie […] Wandel in“ IOs (21). Grundannahme der Autorin ist, dass „spezifische Organisationsstrukturen in IOs die Bedingung dafür sind, dass individuelles Lernen zu organisationalem Lernen werden kann“ (64). Stefanie Dreiack argumentiert, dass vor allem inkongruente Entscheidungs‑ und Kommunikationsstrukturen lernfördernd wirken, weil sie etwa „zu erhöhter Informationsbereitstellung und Informationsverarbeitung beitragen“ (92). Der Vergleich der beiden EU‑Polizeimissionen bestätigt diese Hypothese, wenngleich die Befunde zeigen, dass nicht jede Form individuellen Lernens in den Missionen immer auch in organisationales Lernen übersetzt wurde. Während etwa Mandatsverlängerungen genutzt wurden, um mitunter strukturelle Anpassungen vorzunehmen, war dies kein Automatismus. Organisationales Lernen war in den EU‑Missionen folglich kein einheitlicher Prozess, sondern unterschied sich vielmehr in der Qualität und Reichweite. Erschwerend kommt hinzu, dass der „Grat zwischen Lernen auf der einen und normaler Anpassung ohne kognitives Hinterfragen der vorhandenen Strategien und Ziele der Mission auf der anderen Seite“ (165) schmal ist und organisationale Lernprozesse somit nicht immer sofort als solche zu identifizieren sind.
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Rubrizierung: 4.32.614.41 Empfohlene Zitierweise: Holger Niemann, Rezension zu: Stefanie Dreiack: Lernen Internationale Organisationen? Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39563-lernen-internationale-organisationen_48169, veröffentlicht am 24.03.2016. Buch-Nr.: 48169 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken