Nowak setzt sich kritisch mit zwei aktuellen gesellschaftspolitischen Schlagworten auseinander, die viele gesellschaftliche Bereiche berühren. Seine Ausgangsthese lautet: „Es gibt kein Problem der Minderheit an sich in der Gesellschaft, sondern es ist auch stets ein Problem der Mehrheit in Bezug auf die Minderheit. Die Bundesrepublik Deutschland ist ein multikulturelles Land, was sich anhand vieler Indikatoren nachweisen lässt.“ (2) Der Professor für Soziale Ökonomie und Soziologie an der Alice-Salomon-Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik Berlin analysiert den Ursprung der deutschen Kultur und gelangt zu dem Ergebnis, dass es weder eine deutsche noch eine europäische Leitkultur gebe, vielmehr seien alle Kulturen hybrid, d. h. aus verschiedenen Kultureinflüssen zusammengesetzt. Gerade die deutsche Kultur sei im Verlauf ihrer Geschichte vielfachen Einflüssen anderer Kulturen ausgesetzt gewesen. Die Existenz von ethnischen Parallelgesellschaften bestreitet er, die Spaltungen würden nicht einseitig entlang ethnisch-kultureller Differenzen verlaufen, sondern seien durch den sozioökonomischen Status des Einzelnen bedingt. Als Alternative zur undefinierbaren Leitkultur fordert der Autor die Anerkennung und Durchsetzung der deutschen Rechtskultur als zentrales gesellschaftliches Steuerungsinstrument. Das Grundgesetz bilde eine gute Grundlage, die sowohl die Mehrheit als auch die Minderheiten akzeptieren können und bei kulturellen Normenkonflikten akzeptieren müssen.