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Harald Kleinschmidt

Legitimität, Frieden, Völkerrecht. Eine Begriffs- und Theoriegeschichte der menschlichen Sicherheit

Berlin: Duncker & Humblot 2010 (Beiträge zur Politischen Wissenschaft 157); 496 S.; 88,- €; ISBN 978-3-428-13167-9
Die These dieser sehr materialreichen, aber bisweilen unübersichtlichen Analyse des Begriffs „menschlicher Sicherheit“ und insbesondere seiner völkerrechtlichen Einbindung wird klar formuliert: „Je weiter der Sicherheitsbegriff gefasst wird, desto mehr Bereiche des täglichen Lebens müssen sekuritisiert sein. Je mehr Bereiche des täglichen Lebens sekuritisiert sind, desto größer muss die Pluralität der Sicherheitsanbieter sein, die mit den staatlichen Institutionen der Sicherheitsbereitstellung konkurrieren“ (329). Um diese These zu stützen, beschreibt der Verfasser im zweiten Kapitel die Geschichte des Sicherheitsverständnisses in Europa. Sicherheit sei im frühen Mittelalter durch das Leben in Gruppen gewährt worden, während im Hochmittelalter gesicherte Räume entstanden. Sie dehnten sich von Burgen und Städten in der Neuzeit hin zu Territorien aus, die wiederum zu Staaten weiterentwickelt wurden. Aber immer gab es mehrere Anbieter von Sicherheit. Am Ende des 18. Jahrhunderts begann ein konzeptioneller Wechsel, indem Sicherheit ausschließlich durch den Staat gewährt wurde. Kleinschmidt spricht von einer „Militarisierung der Sicherheit“ (92), weil es Armeen waren, die nunmehr die Sicherheit der Nation und darin der Staatsbürger bereitstellten. Dieses enge Verständnis von Sicherheit im neuzeitlichen Europa wird in den folgenden Kapiteln verdeutlicht, indem es zunächst mit dem Friedensverständnis Japans kontrastiert wird und dann seine Konsequenzen als Kolonialismus in Afrika geschildert werden. Am Ende plädiert Kleinschmidt für die Rückkehr zu einem weiten Verständnis von Sicherheit, die eben nicht nur durch das Völkerrecht, sondern (wieder) durch unterschiedliche Institutionen durchgesetzt werden sollte. Zwar könne ein solches Aufweichen des Gewaltmonopols kleinere Kriege bedingen, doch totale Kriege, die als Folge des europäischen Konzepts anzusehen seien, wären nunmehr ausgeschlossen.
Volker Stümke (VS)
Dr., evangelischer Theologe, Priv.-Doz. für evangelische Sozialethik, Führungsakademie der Bundeswehr Hamburg.
Rubrizierung: 4.2 | 2.64 | 2.68 | 2.67 | 4.22 | 5.44 | 4.1 Empfohlene Zitierweise: Volker Stümke, Rezension zu: Harald Kleinschmidt: Legitimität, Frieden, Völkerrecht. Berlin: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33196-legitimitaet-frieden-voelkerrecht_39684, veröffentlicht am 15.12.2010. Buch-Nr.: 39684 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken