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Leo Gabriel / Herbert Berger (Hrsg.)

Lateinamerikas Demokratien im Umbruch

Wien: Mandelbaum Verlag 2010; 340 S.; 19,- €; ISBN 978-3-85476-354-3
Der Band ist dem tief sitzenden Wandel im politischen Bewusstsein der Bevölkerung Lateinamerikas gewidmet, der nach Ansicht der Herausgeber einen nachhaltigen politischen Umbruch nach sich zieht. Dieser Wandel wird anhand von Fallbeispielen vorgestellt, da „man bis heute von keinem einheitlichen, den gesamten Kontinent übergreifenden System der Demokratie sprechen kann. Es handelt sich vielmehr um eine Abfolge von unterschiedlichen Formen postkolonialer Machtergreifung und -ausübung, die unter dem Deckmantel westlicher Demokratievorstellungen wie ein gigantischer Parabolspiegel eine Realität reflektierte, welche in Wirklichkeit gar nicht existierte.“ (11) In diese Vielfalt mische sich aber gleichzeitig ein Strukturwandel, der in Europa vielfach nicht genügend wahrgenommen werde. Zwischen konservativ-neoliberalen Herrschaftseliten und linken Guerillas habe sich in den vergangenen 20 Jahren eine breite Bürgerbewegung entwickelt, zum Teil mit großem Rückhalt bei der indigenen Bevölkerung. Und so fragen die Autoren des Bandes nach den neuen Qualitäten der Demokratie, die in diesem Kräftespiel entstehen. In Chile und Honduras habe sich gezeigt, wie neoliberale und militärische Kräfte erneut an die Macht kommen können, wenn die progressiven Regierungen ihre Zeit ungenutzt verstreichen lassen. In Mexiko zeigten sich gleichzeitig die Dekadenz der alten Eliten und die radikaldemokratischen Umgestaltungsversuche der Zapatisten. Dieses Beispiel leitet über zu den plurikulturellen Ordnungsvorstellungen, die sich zum großen Teil aus indigenen Bevölkerungen speisen und die im zweiten Teil des Bandes thematisiert werden. Brasilien, Venezuela, Argentinien – die Entwicklungen in Lateinamerika sind vielschichtig. In Brasilien haben strukturelle Änderungen einen erfolgreichen sozialen und ökonomischen Reformprozess eingeleitet; andererseits muss man genau hinsehen, inwiefern man etwa im Fall Venezuela überhaupt von Demokratie reden kann. Diese Fragen stehen im Zentrum des letzten Abschnitts.
Markus Lang (ML)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.65 | 2.2 | 2.21 | 2.22 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Markus Lang, Rezension zu: Leo Gabriel / Herbert Berger (Hrsg.): Lateinamerikas Demokratien im Umbruch Wien: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33151-lateinamerikas-demokratien-im-umbruch_39616, veröffentlicht am 22.12.2011. Buch-Nr.: 39616 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken