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Stefan Rinke

Lateinamerika und die USA. Eine Geschichte zwischen Räumen – von der Kolonialzeit bis heute

Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2012 (Geschichte kompakt); VIII, 144 S.; kart., 14,90 €; ISBN 978-3-534-24551-2
Der Autor konturiert gekonnt die großen Linien der Geschichte der Beziehungen zwischen Nord- und Südamerika, indem er aufzeigt, wie die Grundprobleme dieses Beziehungsgeflechts von der spanischen Kolonisierung im 15. Jahrhundert an angelegt waren und bis in die Gegenwart fortwirken. Kein Jahrhundert später als Spanien schickt England sich bereits an, „die Monopolstellung Spaniens in Amerika“ zu brechen, sich Handlungsvorteile zu sichern und „als Schutzmacht der Protestanten dem katholischen Universalanspruch“ (7) entgegenzutreten. Mit der Wachstumsdynamik der englischen Kolonien „stieg auch das interamerikanische Interesse an“. Dabei stand bereits „der Missionsanspruch des Nordens“ im Mittelpunkt und „sollte eine Konstante der Verflechtungen zwischen den Amerikas bleiben“ (11). Im 17. Jahrhundert entstanden kulturelle Stereotype vom grausamen, faulen und scheinheiligen Spanier, die ein Jahrhundert später mit rassistischen Argumenten unterfüttert wurden. Damit war der ideengeschichtliche Humus für die imperialistische Ideologie in den USA bereitet, so der Autor. Zu wichtigen Akteuren zählt er Henry Cabot Lodge und Theodore Roosevelt: „Diese Männer teilten eine sozialdarwinistische Überzeugung, die eine wichtige Quelle des expansionistischen Dogmas war“ (55). Dabei sei es nicht um die Gründung eines Kolonialreichs gegangen, sondern um „die Sicherung strategisch wichtiger Punkte zur informellen Kontrolle des karibischen Raums“ (66). Entgegen eigener Rhetorik zum Selbstbestimmungsrecht der Völker sahen die USA sich geradezu als moralisch verpflichtet, die Lateinamerikaner zur Zivilisation zu führen, erläutert der Autor, was wiederum zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer entschiedenen Rückbesinnung auf die hispanischen Wurzeln in Lateinamerika führte. Für die Gegenwart verweist Rinke auf die wachsende Zahl der Latinos in den USA und einen Prozess zunehmender „Nordamerikanisierung“ (134) in Lateinamerika. Der Autor sieht das Verhältnis jedoch weiterhin als „asymmetrisch“ an und hält den Rassismus „auch heute noch“ für „keineswegs überwunden“ (135).
Sabine Steppat (Ste)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.5 | 4.1 | 4.22 | 2.25 | 2.64 | 2.65 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Stefan Rinke: Lateinamerika und die USA. Darmstadt: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35052-lateinamerika-und-die-usa_42186, veröffentlicht am 09.08.2012. Buch-Nr.: 42186 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken