Der Publizist Ossendorff wirft einen kursorischen Blick auf die demokratischen Transformationsprozesse in den Staaten Lateinamerikas sowie auf die Kooperationsanstrengungen dieses Subkontinents mit dem Ziel der internationalen Konkurrenzfähigkeit. Er beschreibt Lateinamerika eingangs als labile Region, in der Frieden und Demokratie keine Selbstverständlichkeit sind. Es gebe zwar aktuell keine ernsthaften Konflikte, aber unterschwellig gärten vereinzelt Grenzstreitigkeiten, beispielsweise zwischen Bolivien und Chile um den Pazifikzugang. Auch die ständige Gefahr von Naturkatastrophen wie Erdbeben, Sturm, Überflutungen und Dürre sowie wirtschaftliche Depressionen und die anhaltende Auslandsverschuldung, unpopuläre wirtschaftspolitische Maßnahmen, aber auch die Nichtbewältigung der Vergangenheit, z. B. in Uruguay und Chile, führt Ossendorff als Gefährdungen für Frieden und Demokratie an. Diese Risiken und Herausforderungen bieten andererseits Anlass für Bemühungen um gemeinsame Problemlösungen. Ossendorff geht auf wichtige Initiativen und Pakte zur regionalen Integration ein. Einen hoffnungsvollen Ansatz sieht er in der Ende 2004 durch die Verschmelzung von Andenpakt und Mercosur geschaffenen „Gemeinschaft der Nationen Südamerikas“ nach dem Vorbild der EU. Die einzelnen Kapitel beruhen auf Aufsätzen, die der Autor im Zeitraum von 2001 bis 2008 für die Zeitschrift „Europäische Sicherheit“ veröffentlicht hat. Diese Zusammenstellung von Texten aus einem derart langen Zeitraum mag ein Grund dafür sein, dass die Ausführungen zum Teil recht assoziativ daher kommen. Ein roter Faden ist kaum zu erkennen und man wird bei der Lektüre geradezu überschüttet mit einer Fülle von Namen, Daten und Ereignissen, die dann aber keiner systematischen Analyse zugeführt werden. Dennoch vermittelt das Buch einen Eindruck über die gegenwärtige Befindlichkeit Lateinamerikas.