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Peter Schenkel Eisenhertz

Kuba unter Castro. Fidel, Che, die Revolution und ich

München: Herbig 2008; 253 S.; 19,95 €; ISBN 978-3-7766-2574-5
Der Untertitel könnte den Griff zu diesem Buch ob der zu erwartenden Eitelkeiten des Autors verhindern – das aber wäre schade, zumindest für Leser, die eine solide populärwissenschaftliche Einführung suchen, die auch noch kurzweilig geschrieben ist. Tatsächlich lernte der in Graz geborene studierte Staatswissenschaftler Schenkel Eisenhertz zwar Castro vor dessen Aufbruch mit der „Granma“ kennen (und wurde zur eigenen Enttäuschung nicht mit an Bord geholt). Er arbeitete dann fünf Jahre unter Che Guevara im kubanischen Industrieministerium – seine eigenen Erfahrungen dienen ihm aber nur als Leitfaden bei der Einordnung der Revolution. Kenntnisreich und erkennbar auf andere Literatur gestützt schildert er den biografischen Hintergrund Castros, die Etablierung des Regimes und die gescheiterten Versuche, die Revolution zu exportieren. In der Bewertung der kubanischen Revolution bewahrt Schenkel Eisenhertz durchaus Augenmaß, aber alle Gutschriften etwa für Bildung oder medizinische Versorgung täuschen seiner Ansicht nach nicht über zwei schwerwiegende negative Aspekte hinweg: Zum einen habe Castro sich die Zustimmung zur Revolution mit der Lüge erkauft, ein demokratisches System durchsetzen zu wollen – und den Kubanern damit die Freiheit genommen. Wäre bekannt gewesen, dass er den Sozialismus anstrebte (was er von Anfang getan habe), hätte Castro niemals die breite Unterstützung der Bevölkerung erhalten. Zum anderen habe bereits ein Jahr nach dem Regimewechsel der wirtschaftliche Niedergang eingesetzt, fast alle Kubaner seien mittlerweile verarmt. Zur insgesamt negativen Bilanz gehören für den Autor auch die Flüchtlinge und diejenigen, die wegen ihrer politischen Überzeugungen starben. Außerdem seien zwischen 15.000 und 60.000 Dissidenten im Laufe der Jahre inhaftiert worden. Bei Castro selbst, der wieder Zeitungskolumnen verfasst, sieht Schenkel Eisenhertz keine Anzeichen eines politischen Umdenkens. Und die Zukunft Kubas nach dessen Tod? Die Führung könnte versuchen, das chinesische Modell anzustreben, um den notwendigen wirtschaftlichen Kurswechsel politisch zu überleben.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.65 | 2.25 | 4.1 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Peter Schenkel Eisenhertz: Kuba unter Castro. München: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30152-kuba-unter-castro_35749, veröffentlicht am 10.02.2009. Buch-Nr.: 35749 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken