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Daniel Loick

Kritik der Souveränität

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2012 (Frankfurter Beiträge zur Soziologie und Sozialphilosophie 17); 346 S.; kart., 34,90 €; ISBN 978-3-593-39514-2
Diss. phil. Frankfurt a. M.; Begutachtung: A. Honneth, R. Jaeggi. – Der Autor wirbt für eine anarchistische Souveränitätskritik, die er angesichts wahrgenommener Erosion von Staatlichkeit als nur konsequent betrachtet. Begründet wird diese im Gewand der Tradition der Frankfurter Schule daherkommende Position im Wesentlichen mit einer idealistisch-utopischen, wenn nicht sogar messianischen Philosophie, deren Ahnherren Hermann Cohen, Franz Rosenzweig und Walter Benjamin sein sollen. Die sowohl mit den Klassikern der Kritischen Theorie als auch mit neueren Populärphilosophen unterfütterte Argumentation gleicht einem Dreischritt: Zunächst werden traditionelle – man könnte auch sagen: legitimatorische – Theorien der Souveränität (von Bodin bis Kant) vorgestellt, dem folgt die Darstellung kritischer Theorien der Souveränität (von Marx über Arendt bis Agamben), um schließlich die Utopie einer Rechtsordnung ohne Zwang vorzustellen. Dass an dieser lesenswerten philosophiegeschichtlichen Darstellung politikwissenschaftliche Zweifel angemeldet werden müssen, liegt auf der Hand: Politische Ordnung erscheint als Ergebnis eines wie auch immer gearteten intellektuellen, wenn nicht gar philosophischen Gespräches, das von Zwängen politischer Entscheidungen und Konflikten um Ressourcen nicht viel wissen will. Wenn Loick fordert, dass das Recht die „Singularität der Einzelnen zugewandten autonomen Sittlichkeitspraktiken“ (314) wahren soll, so kann dies nur bedeuten, dass das Recht, weil Zwang unmoralisch ist, mit Moral verwechselt wird. Spätestens hier kann man sich fragen, was von der Kritischen Theorie der Politik – außer einem vielleicht auch nur ironischen Bekenntnis zu einem moralisch geläuterten Liberalismus – übrig geblieben ist.
Frank Schale (FS)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 5.1 | 5.3 | 5.41 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Frank Schale, Rezension zu: Daniel Loick: Kritik der Souveränität Frankfurt a. M./New York: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34481-kritik-der-souveraenitaet_41414, veröffentlicht am 03.05.2012. Buch-Nr.: 41414 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken