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Thomas Fatheuer / Lili Fuhr / Barbara Unmüßig

Kritik der Grünen Ökonomie

München: oekom verlag 2015; 191 S.; 14,95 €; ISBN 978-3-86581-748-8
„Die Wirtschaft selbst soll die Wege aus den ökologischen Krisen weisen – auch den Ausweg aus den politischen Sackgassen multilateraler Verhandlungen zum Schutz des Klimas und der Ökosysteme.“ (11) Für die Autor_innen der Heinrich‑Böll‑Stiftung ist dies das Merkmal der „Grünen Ökonomie“, einem prominent gewordenen Leitbild, mit dem endlich eine Abkehr von der fossilen und ressourcenintensiven Wirtschaft erreicht werden soll. In ihrer Streitschrift setzen sie sich für eine kritische Auseinandersetzung mit den unter diesem weiten Begriff zusammengefassten Konzepten ein, um schließlich eine „Repolitisierung der Ökologie“ (171), „mehr Mut zum Konflikt“ (174) und „wieder radikalere Formen der Einmischung“ (175) zu fordern. Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Wie in der einschlägigen Literatur durchaus üblich (siehe Buch‑Nr. 46244, 47225), verdeutlichen die Autor_innen zunächst die Dringlichkeit einer Abkehr vom bisherigen Wirtschaftsmodell, das durch seine Produktionsverhältnisse und Konsumnormen die planetarischen Grenzen zu überschreiten droht. Im zweiten Teil werden Bestandteile einer Grünen Ökonomie skizziert. Die Autor_innen kritisieren neben konkreten ökonomischen Instrumenten und Innovationen zum Schutz der Umwelt (etwa Ausgleichbezahlsysteme, Emissionshandel oder Geoengineering) die ideologische Einbettung des Konzeptes, das sich auf die Inwertsetzung und Vermarktlichung natürlicher Ressourcen und auf einen „wachstumsbasierte[n] Innovationsbegriff“ fokussiere und damit „primär auf technische Lösungen für die zentralen Probleme der Menschheit“ (133) setze. Eine solche Entpolitisierung und rein ökonomische Rahmung der Klima‑ und Umweltprobleme – so das Thema im dritten Teil – delegitimiere zivilgesellschaftlichen Protest und übersehe oder verstärke bestehende soziale Ungleichheiten, etwa die Marginalisierung von Frauen und indigenen Stimmen. Mit ihrem Buch liefern die Autor_innen keine visionären Ideen für eine nachhaltige Zukunft, sehr wohl aber das argumentative Werkzeug für eine Auseinandersetzung mit den aktuellsten Vorschlägen des Mainstreams zum Klima‑ und Umweltschutz.
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Rubrizierung: 2.24.434.452.26 Empfohlene Zitierweise: Sven-Jacob Sieg, Rezension zu: Thomas Fatheuer / Lili Fuhr / Barbara Unmüßig: Kritik der Grünen Ökonomie München: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39512-kritik-der-gruenen-oekonomie_47950, veröffentlicht am 10.03.2016. Buch-Nr.: 47950 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken