Legt man das von Mary Kaldor und Herfried Münkler vertretene Konzept der „Neuen Kriege“ dem Konfliktgeschehen in Südostasien zugrunde, so lassen sich zwar Übereinstimmungen, aber auch viele Widersprüche finden. Sie werden in diesem Band beschrieben. Es findet sich zwar keine umfassende Analyse der gewaltsamen Konflikte in der asiatisch-pazifischen Region, aber die Autoren legen großen Wert darauf, die veränderten globalen und regionalen Rahmenbedingungen und deren Auswirkungen auf politische sowie ökonomische Entwicklungen zu berücksichtigen. Dabei weichen sie vom populären Paradigma ab, dass die Auseinandersetzungen in der Region Ausdruck ethnischer und religiöser Konflikte seien, die mit denen in Osteuropa oder Afrika gleichgesetzt werden könnten. Stattdessen wird in den Artikeln hinterfragt, inwieweit Kultur, Religion und Ethnizität generell als originäre Kriegsursachen gelten könnten. Schließlich sei immer häufiger zu beobachten, dass Ethnizität und Religion mobilisiert würden und erst im Laufe des Konflikts an Bedeutung gewönnen (3). Am Beispiel von Indonesien, Thailand, Birma, den Philippinen sowie dem pazifischen Inselstaat Salomonen werden die Ursachen der gewaltsamen Auseinandersetzungen diskutiert. Dabei wird jeweils ein Zusammenhang zwischen den landeseigenen Konfliktstrukturen und den „neuen“ Kriegen hergestellt. In den letzten beiden Beiträge gehen die Autoren auf den Umgang mit der Aufarbeitung langjähriger, innerstaatlicher Gewalt ein. Am Beispiel von Kambodscha und Osttimor werden die gesellschaftlichen und politischen Erfahrungen mit Nachkriegsordnungen besprochen.