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Christian Stadler

Krieg

Wien: facultas.wuv 2009 (UTB Profile 3234); 124 S.; 10,20 €; ISBN 978-3-8252-3234-4
Krieg – als Geißel der Menschheit ist er noch immer „ungebrochen der steinerne Gast der internationalen Politik” (7) und dank der global-medialen Vernetzung auch für uns, die wir seit Jahrzehnten im Frieden leben, ein allgegenwärtiger Gegenstand des politischen Geschehens. Und doch scheint das Phänomen „Krieg” durch seine stete Aktualität und seine zumeist sichtbaren Folgen einer Diskussion um seine philosophisch-theoretische Dimension ein Stück weit entrückt zu sein. Stadler versucht daher mit einem Exkurs durch mehr als 2000 Jahre europäische Geistesgeschichte an das dialektische Verhältnis von Theorie und Praxis zu erinnern. Dabei geht es ihm nicht so sehr um die Beschreibung einzelner Kriegshandlungen, wenngleich der Krieg im Leben aller von ihm gewählten Denker auch eine prägende Erfahrung gewesen sein muss, sondern vielmehr um die Dokumentation sich verändernder ethisch-moralischer Vorstellungen über ihn. Das Panorama, das er dabei zeichnet, beginnt in der Antike mit Heraklit „dem Dunklen”, führt über Platon, Cicero und Augustinus ins rationale Zeitalter Machiavellis, schließlich zu Hugo Grotius, Spinoza und Kant und endet bei Clausewitz, Fichte und Nietzsche. Den Abschluss dieses Werkes, in dem in vier Hauptkapiteln die großen Fragen nach dem „Krieg als Werden” (15), dem „limitierten Krieg und der politischen Moralität” (21), dem „legalen Krieg und der rationalen Rechtlichkeit” (45) sowie dem „legitimen Krieg und der kulturellen Sittlichkeit” (73) beantwortet werden, bildet ein Epilog auf Martin Heidegger und auf den „Krieg als Sein” (107), der zu den Ursprüngen der antiken Philosophie zurückführt. Dass dieser Kanon an Reflexionen keineswegs Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann, das ist dem Autor bewusst; nicht umsonst spricht er in Zusammenhang mit seinen Ausführungen von einer „ersten Skizze” (13), die eine Vielzahl von Details nicht habe berücksichtigen können. Es bleibt aber zu hoffen, dass diese bereits heute in sehr klaren Konturen gezeichnete Skizze ihren „Maler” zu einem monumentalen Bild inspiriert.
Michael Vollmer (MV)
M. A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, TU Chemnitz.
Rubrizierung: 5.3 | 4.1 Empfohlene Zitierweise: Michael Vollmer, Rezension zu: Christian Stadler: Krieg Wien: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30636-krieg_36383, veröffentlicht am 21.10.2009. Buch-Nr.: 36383 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken