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Martin Maier

Krieg als Projektion. Das Israelbild linker deutscher Printmedien zur Zeit des Gaza-Konflikts 2008/2009

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2011 (Europäische Hochschulschriften: Reihe XXXI, Politikwissenschaft 603); 195 S.; brosch., 34,80 €; ISBN 978-3-631-61898-1
Politikwiss. Magisterarbeit Marburg; Begutachtung: I. Kurz-Scherf, S. Buckley-Zistel. – Der Autor fragt nach der Funktion des Antizionismus innerhalb des linken Diskurses über Israel. Anhand der Berichterstattung der Tageszeitungen „junge Welt“ und „Neues Deutschland“ sowie der wöchentlich erscheinenden Printmedien „Freitag“ und „Jungle World“ während des Gaza-Krieges fragt Maier, inwieweit antisemitische Stereotypen Eingang in die Bewertung des Nahost-Konfliktes finden. Im Zentrum seines Interesses stehen dabei Diskursfragmente, die auf eine Schuldabwehr oder eine Umkehr des Täter-Opfer-Diskurses verweisen. Der Autor geht geschichtlichen Reflexionen von Teilen der deutschen Linken nach, die den Nahost-Konflikt als eine Wiederkehr des Kampfes zwischen Nazis und Antifaschisten interpretierten. Maier führt diese Haltung auf die kritische Auseinandersetzung der 68er-Generation mit dem Nationalsozialismus zurück. In der Folge habe die extreme Linke in Deutschland den Staat Israel mit dem südafrikanischen Apartheidsregime gleichgesetzt und in den Palästinensern ausschließlich Opfer zionistischer Repression gesehen. Er sieht in der „jungen Welt“ die Tendenz, durch Interviews mit vermeintlich unbelasteten Gesprächspartnern das Existenzrecht des israelischen Staates zu negieren und ihn als Relikt der Kolonialzeit zu deklarieren. Darüber hinaus werden doppelte Standards etabliert, indem man das Recht des jüdischen Staates auf Selbstverteidigung infrage stelle und Angehörigen der Hamas unkommentiert das Wort erteile. Indem sie zur Beschreibung der Kriegshandlungen in Gaza auf im Zweiten Weltkrieg verwandte Begriffe wie „Guernica“, „Überfall“ und „palästinensische Résistance“ zurückgriffen, kehrten der „Freitag“ und die „junge Welt“ nach Auffassung des Autors den Täter-Opfer-Diskurs um. Darüber hinaus thematisierten beide Medien bei den Kampfhandlungen getötete Säuglinge und Kleinkinder: „Dadurch wird mitunter der Eindruck des von Israel beabsichtigten Infantizids erweckt – dies könnte als Anspielung auf den antijudaistischen Vorwurf des rituellen Schlachtens von Kindern gelesen werden, der sich heute noch in der antisemitischen Propaganda der arabischen Welt findet.“ (158)
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 2.333 | 4.41 | 2.63 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Martin Maier: Krieg als Projektion. Frankfurt a. M. u. a.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34528-krieg-als-projektion_41467, veröffentlicht am 09.02.2012. Buch-Nr.: 41467 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken