Weniger die Funktion (oder Dysfunktion) von Korruption steht im Mittelpunkt der Beiträge, sondern vor allem die Entstehungshintergründe einzelner Elemente der Korruptionsforschung sowie die weitestgehende Negativbesetzung der Korruption im öffentlichen Diskurs. Die Autoren des aus zwei Tagungen hervorgegangenen Sammelbandes analysieren deshalb aus historischer Perspektive verschiedene Korruptionsdebatten. Im Zentrum stehen Erscheinungsformen wie Amtsmissbrauch, Klientelismus und Bestechlichkeit. Der untersuchte Zeitraum erstreckt sich von der Antike über das Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert hinein. Um dabei eine gewisse Kohärenz zu gewährleisten, bildet das Spannungsverhältnis zwischen Interaktionsformen, Deutungsmustern und artikulierter Kritik das Fundament der einzelnen Aufsätze. Gegliedert ist das Buch in vier Abschnitte. Im ersten Teil geht es um die Semantik von Korruption. So wird etwa in einer primär theologisch-herrschaftsdidaktischen Herangehensweise die Thematisierung von Korruption in Fürstenspiegeln und Bibelübersetzungen herausgearbeitet. Im zweiten Teil wird unter anderem der Frage nachgegangen, ob es innerhalb von Patronagebeziehungen legitime Begünstigungen gibt. Im dritten Abschnitt stehen die Korruptionsdimensionen von Institutionen im Mittelpunkt. Eines der Untersuchungsergebnisse ist, dass Korruptionswahrnehmungen einen Veränderungsdruck nach sich ziehen. Im letzten Teil widmen sich die Autoren dem Zusammenhang von Korruption und Konflikten, beispielsweise im Spannungsverhältnis von Obrigkeitskritik und Herrschaftslegitimation. Die Herausgeber beabsichtigen insgesamt mit diesem Band den Nachweis, dass die Korruption eine Grundfigur der politischen Kommunikation ist – ein Befund, der in den Beiträgen nachzuvollziehen ist.