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Angelika Pauli

Kooperationsbeziehungen im deutsch-polnischen Grenzraum. Zur Rolle kultureller und anderer Grenzen

Berlin: Freie Universität Berlin 2015 (http://www.diss.fu-berlin.de/diss/servlets/MCRFileNodeServlet/FUDISS_derivate_000000017026/Diss_Verxffentlichung.pdf); X, 226 S.
Diss. FU Berlin; Begutachtung: H. Kilper, H.‑J. Mengel. – Mit dem Beitritt Polens zur Europäischen Union im Mai 2004 ging ein Ausbau der Kooperationsbeziehungen im Grenzraum zu Deutschland einher. Die historischen Bedingungen der deutsch‑polnischen Beziehungen mit ihren Verwerfungen besonders im 20. Jahrhundert waren aber auch mit dem Ende 2007 folgenden Wegfall der Grenzkontrollen zwischen beiden Ländern natürlich nicht verschwunden. Soziale, aber auch kulturelle Grenzen bestimmen die zwischenstaatlichen Beziehungen weiterhin, wobei Integrationsprozesse zu deren Überwindung beitragen können – so die These von Angelika Pauli. Sie strebt einerseits die Entwicklung einer theoriegeleiteten Definition des Begriffs der kulturellen Grenze an, anderseits will sie empirische Ergebnisse dazu liefern. Untersucht werden dazu drei Projekte: „TRANSLOKAL zur interkommunalen Kooperation in Guben/Gubin, […] EDON (Eurodistict Oderland‑NadOdrze) im Oderbruch und die Deutsch‑Polnische Berufsausbildung im Hotel‑ und Gaststättengewerbe in Bad Freienwalde, Eberswalde und Ko?obrzeg“ (4). Für das zuvor entwickelte theoretische Modell greift Pauli für die Hauptbegriffe der Arbeit – Kultur, Grenze, Integration – auf Ansätze von Talcott Parsons, Stein Rokkan und Karl W. Deutsch sowie die Governance‑Perspektive mit Blick auf die EU zurück. Es werden verschiedene Variablen entwickelt (unter anderem Kooperationsrahmen, Zielsetzung, Akteure, Ergebnisse), deren jeweilige Ausprägung bei den Fallbeispielen nach einer recht knappen Darstellung der Kontexte der Kooperationsbeziehungen betrachtet wird. An kulturellen Grenzen „als systemische und intersubjektive Grenzen wie Sprache und Geschichte einerseits und Grenzen auf Grund der persönlichen Erfahrungen und Wahrnehmungen der Akteure andererseits“ (180) erweisen sich besonders Sprachbarrieren als prägend, historisch begründete Gegensätze hingegen weniger. Der größte Einfluss auf die Zusammenarbeit jedoch wird politisch‑administrativen Grenzen zugeschrieben, die sich unter anderem in fehlenden rechtlichen Grundlagen und einem divergenten Zuschnitt des jeweiligen Verwaltungssystems zeigen. Der Umgang damit hängt „stark von der Einstellung der beteiligten Akteure zu diesen Grenzen ab“ (188). So ist es vor allem der personelle Einfluss, der darüber entscheidet, ob die zahlreichen Kooperationsprozesse in der Tat zu einer vertieften Integration und einem (weiteren) Abbau von Grenzen innerhalb der EU beitragen.
{MUN}
Rubrizierung: 4.53.52.612.232.352.3252.21 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Angelika Pauli: Kooperationsbeziehungen im deutsch-polnischen Grenzraum. Berlin: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40078-kooperationsbeziehungen-im-deutsch-polnischen-grenzraum_48409, veröffentlicht am 22.09.2016. Buch-Nr.: 48409 Rezension drucken