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Marlene Haupt

Konsumentensouveränität im Bereich privater Altersvorsorge. Informationen und Institutionen

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Wirtschafts- und Sozialpolitik 13); 262 S.; brosch., 46,- €; ISBN 978-3-8487-1207-6
Diss. Koblenz‑Landau. – Seit der großen Riester‑Reform 2001 sollen die Bürger_innen für ihre Altersvorsorge mehr Verantwortung tragen. Sie können sich nach der Teilprivatisierung des Vorsorgesystems weniger auf den Wohlfahrtsstaat verlassen. Die Versicherten sollen als sogenannte souveräne Konsumenten gemäß dem Rational‑Choice‑Paradigma handeln und rechtzeitig sinnvoll vorsorgen, mittels einer Kombination aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Altersvorsorge. Doch funktioniert das? Verstehen sich die Deutschen als Homo oeconomicus und kümmern sich freiwillig um ihre Altersvorsorge oder schieben sie es lieber auf? Wie kann ihr Verhalten erklärt werden? Was könnte der Staat tun, um die Konsumentensouveränität zu erhöhen? Diese Fragen untersucht Marlene Haupt in ihrer Dissertation und lässt gleich zu Beginn starke Zweifel am Rational‑Choice‑Modell anklingen: Es sei für die „tatsächliche Erklärung menschlichen Verhaltens [...] nur begrenzt geeignet“ (22). Und die Menschen hätten sich dann auch durchaus nicht so verhalten, wie es bei Einführung der Reform erwartet worden sei. Etwas mehr als zehn Jahre nach der Reform würden immer noch zwei Drittel der Förderberechtigten auf eine eigenverantwortliche Vorsorge verzichten oder sogar bereits abgeschlossene Verträge wieder kündigen. Gerade Geringverdienende hätten kaum, wie eigentlich im Modell geplant, von der privaten Altersvorsorge überzeugt werden können. Ein Grund für die verbreitete Skepsis sei die unübersichtliche Masse an Angeboten und eine schwer zu bewältigende Informationsflut. Außerdem konstatiert die Autorin bei den Betroffenen Ungeduld, kurzsichtiges Verhalten und mangelnde Selbstkontrolle. Hilfreich wären ihrer Ansicht nach mehr Transparenz und feste Standards für Produktinformationen auf dem Altersvorsorgemarkt sowie ein trägerübergreifendes Altersvorsorge‑Informationssystem. Hier könne Deutschland von Schweden lernen: Im Vergleich sei die schwedische Prämienrente „günstiger, weiter verbreitet und für den Einzelnen leichter verständlich“ (229). Der Erfolg sei jedoch eng mit dem schwedischen System verknüpft und daher nicht so einfach auf Deutschland übertragbar.
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Rubrizierung: 2.342 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Marlene Haupt: Konsumentensouveränität im Bereich privater Altersvorsorge. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38280-konsumentensouveraenitaet-im-bereich-privater-altersvorsorge_46599, veröffentlicht am 09.04.2015. Buch-Nr.: 46599 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken