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Torsten Bewernitz

Konstruktionen für den Krieg? Die Darstellung von 'Nation' und 'Geschlecht' während des Kosovo-Konflikts 1999 in den deutschen Printmedien

Münster: Westfälisches Dampfboot 2010; 353 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-89691-798-0
Politikwiss. Diss. Münster; Gutachter: R. Meyers, H. Wienold. – Der Autor untersucht den Kriegsdiskurs um den Kosovokonflikt von Beginn der NATO-Intervention am 24. März bis zum Beschluss der Resolution 1244 des UN-Sicherheitsrates am 10. Juni 1999. Er macht anhand der Wandlungen nationaler und geschlechtsspezifischer Konstruktionen deutlich, dass es sich bei dem Konflikt nicht nur um ein kriegerisches, sondern auch um ein diskursives Ereignis handelte. Dies gelte insbesondere in Anbetracht einer deutschen Gesellschaft, die eigentlich nicht mehr mit Themen wie Krieg und Genozid belastet werden wollte. Der Autor fragt, inwieweit geschlechtliche und nationale Identitäten die Kriegsführung beeinflussen und welche Rückwirkung diese veränderte Kriegsführung wiederum auf gesellschaftliche Rollenbilder hat. Bewernitz stellt fest, dass vom ersten militärischen Auslandseinsatz der Bundeswehr ein relevanter Impuls für das deutsche Selbstverständnis ausging. So dominierten im Untersuchungszeitraum Aussagen über die Besonderheit Deutschlands im Sinne eines äußerst friedfertigen und moralischen Staates, aber auch Aussagen über die besondere Verantwortung des Landes in Bezug auf die europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Im Hinblick auf die Geschlechterfrage konstatiert der Autor: „Im gesellschaftlichen Kontext werden Männlichkeit und Weiblichkeit zwar nur noch selten biologisiert, über den Umweg kultureller Eigenschaften aber nach wie vor essentialisiert.“ (270) Auf der Basis seiner Untersuchungsergebnisse stellt er fest, dass ein kriegerischer Charakter nach wie vor als spezifisch männlich und Pazifismus als essenziell weiblich gilt. So werde der kriegerische Mann als normal empfunden, die kriegerische Frau hingegen als anormale Ausnahmeerscheinung bewertet. Bewernitz kritisiert diese Stereotypen und bewertet das Klischee der friedfertigen Frau keineswegs als pazifizierend, sondern als polarisierend. Dies gelte insbesondere im Zusammenhang mit einer ethnisch-nationalen Argumentation.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 2.333 | 2.35 | 2.36 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Torsten Bewernitz: Konstruktionen für den Krieg? Münster: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33168-konstruktionen-fuer-den-krieg_39636, veröffentlicht am 19.01.2011. Buch-Nr.: 39636 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken