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Andrea Rehling

Konfliktstrategie und Konsenssuche in der Krise. Von der Zentralarbeitsgemeinschaft zur Konzertierten Aktion

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2011 (Historische Grundlage der Moderne 3); 522 S.; geb., 89,- €; ISBN 978-3-8329-6300-2
Diss. Tübingen; Begutachtung: G. Metzler, A. Doering-Manteuffel, J. Angster. – Die Tradition des modernen oder liberalen Korporatismus steht im Zentrum von Rehlings Interesse. Dabei fragt die Autorin ganz allgemein nach den Elementen, die für den Korporatismus prägend sind. Eine besondere Relevanz misst sie den Positionen der beteiligten Akteure bei. Deren Interessen und Erwartungen sowie ihre Strategien und Vorgehensweisen stellt sie unter Rückgriff auf ein reichhaltiges Quellenmaterial dar. Neben gewerkschaftlichen Positionsäußerungen, den Entwürfen von Parteien sowie Institutionen der Exekutive gehören hierzu auch diverse Dokumente der Arbeitgeberseite aus dem Bundesarchiv bzw. aus dem Archiv des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Rehling beschreibt zunächst die Anfänge des Korporatismus und geht auch auf seine ideengeschichtlichen Wurzeln ein. Sie verdeutlicht anschließend das Scheitern der tripartistischen Kooperation in der Zeit der Weimarer Republik und das Aufkommen autoritärer Vorstellungen, mit denen der Konflikt zwischen Beteiligung der Betroffenen und dezisionistischem Handeln zugunsten des Letztgenannten gelöst wurde. In einem dritten Schwerpunkt widmet sie sich der Renaissance des Korporatismus nach dem Zweiten Weltkrieg, die sich in verschiedener Hinsicht an den Erfahrungen der Vorkriegszeit orientierte. Schließlich wird die jüngere Geschichte korporatistischer Initiativen, die eng mit keynesianischer Wirtschaftspolitik verknüpft ist, dargestellt. Rehling deckt mit diesem Buch einen langen, äußerst wechselhaften Zeitraum ab. Ihr gelingt es, die Fülle an Informationen nachvollziehbar gegliedert und gut lesbar darzustellen. Dabei beschränkt sich die Autorin nicht allein auf die Präsentation der Quellen, sondern bettet die dokumentierten Äußerungen und Positionen in den jeweiligen historischen und kulturellen Kontext ein. Dies ermöglicht einen tiefen Einblick in die Entwicklung von Idee und Praxis der engen Kooperation der zentralen Akteure bei der Bearbeitung wirtschafts- und sozialpolitischer Herausforderungen in Deutschland.
Daniel Gerstenhauer (DG)
M. A., Sozialwissenschaftler, Doktorand, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.3 | 2.311 | 2.312 | 2.313 | 2.342 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Daniel Gerstenhauer, Rezension zu: Andrea Rehling: Konfliktstrategie und Konsenssuche in der Krise. Baden-Baden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34450-konfliktstrategie-und-konsenssuche-in-der-krise_41372, veröffentlicht am 23.02.2012. Buch-Nr.: 41372 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken