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Michael Holländer

Konfliktlinien und Konfiguration der Parteiensysteme in Ostmitteleuropa 1988-2002

Norderstedt: Books on Demand 2003; 520 S.; 34,80 €; ISBN 3-8330-0762-1
Politikwiss. Diss. Tübingen; Gutachter: G. Meyer, J. Schmid. – Holländers Ziel ist es, die Herausbildung spezifischer Parteiensysteme in Polen, Tschechien, der Slowakei und Ungarn nicht nur zu beschreiben, sondern mit einem analytisch-theoretischen Rahmen zu versehen. Den Ausgangspunkt bietet die Cleavage-Theorie, die eine Abhängigkeit der Konfiguration des Parteiensystems von gesellschaftlichen Bruchlinien behauptet. Im Gegensatz zum ursprünglichen Cleavage-Ansatz von Lipset und Rokkan geht der Autor aber von einer überwiegend elitengesteuerten (und nicht gesellschaftsstrukturabhängigen) Parteisystementwicklung aus. Die vier von Lipset und Rokkan formulierten Cleavages werden überlagert von neuen Cleavages, die sich aus der besonderen Situation der Transition ergeben: Neben Entscheidungen über die Grundstruktur des politischen Systems (wie z. B. Kommunismus vs. Antikommunismus oder autoritäre vs. demokratische Herrschaft) sind dies vor allem „Policy-Cleavages” (144), die den Kurs in der Wirtschaftspolitik, die Beziehungen zu Westeuropa und den USA, die Stellung der Medien, die Sozialpolitik etc. bestimmen. Hinzu kommen Konflikte durch unterschiedliche Werteorientierungen, die nach 1989 wieder offen sichtbar wurden. Im Hauptteil des Buches bietet Holländer eine umfassende Übersicht über die relevanten Parteien in den vier Staaten, ihre programmatische Ausrichtung und ihre Entwicklung seit 1989, wobei nur westsprachliche Literatur und Quellen berücksichtigt werden. Mit Hinweis auf länderspezifische Abweichungen steht am Ende ein Phasenmodell: Dem Systemwechsel schloss sich zunächst eine starke Fragmentierung an. Nach den zweiten freien Wahlen folgte eine pluralistische Phase, in der sich die Parteiensysteme nach Cleavage-Gesichtspunkten bis zu einem gewissen Maße ordneten. Bisher nur in Ansätzen sichtbar ist die „polyarchische Phase” (502), die sich durch eine Verfestigung der Parteiensysteme in der Gesellschaft auszeichnet.
Sebastian Galka (SGA)
Doktorand, Institut für Sozialwissenschaften (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.61 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Sebastian Galka, Rezension zu: Michael Holländer: Konfliktlinien und Konfiguration der Parteiensysteme in Ostmitteleuropa 1988-2002 Norderstedt: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/14710-konfliktlinien-und-konfiguration-der-parteiensysteme-in-ostmitteleuropa-1988-2002_27851, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 27851 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken