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Janet Kursawe / Verena Brenner (Hrsg.)

Konfliktfaktor Religion? Die Rolle von Religionen in den Konflikten Südasiens

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Religion – Konflikt – Frieden 6); 238 S.; 29,- €; ISBN 978-3-8329-7133-5
„Empirisch gesehen, sind religiöse Differenzen nur sehr selten eine primäre Ursache von Konflikten – politische und ökonomische Faktoren gelten als die Hauptkonfliktursachen“ (11), halten die Herausgeberinnen eingangs fest und skizzieren die im Jahr 2000 von R. Scott Appleby aufgestellte These, dass Religion politische Konflikte sowohl verschärfen als auch eine deeskalierende Wirkung entfalten kann. An diese Ambivalenz des Religiösen knüpfen die Autorinnen und Autoren des Bandes an. An Beispielen aus der besonders durch religiöse Vielfalt geprägten Region Südasiens untersuchen sie auf der Mikro‑ und Mesoebene den Einfluss von Religiosität auf Gewaltkonflikte. Erörtert werden vielfältige Zusammenhänge, etwa zwischen Angst, Unsicherheit und Vorurteilen sowie zwischen Orientierungslosigkeit und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Am Beispiel Pakistans zeigen Janet Kursawe und Kristin Bleyder, dass sich vor allem Menschen, die auf der Suche nach Perspektiven und Orientierung sind, von militanten Islamisten mobilisieren und radikalisieren lassen. Der zunehmende islamische Extremismus in Pakistan lässt sich aber, so die Autorinnen, „nicht allein in ideologischen Begrifflichkeiten [fassen]“, sondern ist das „Produkt einer Verzahnung von kapitalistischen, imperialen, nationalen und lokalen Faktoren“ (124). Christoph Trinn widmet sich dem Konflikt zwischen Tamilen und Singhalesen auf Sri Lanka und untersucht, „wie die Konfliktakteure religiöse Themen in ihrer Kommunikation einsetzen“ (154). Er will damit der kontrovers diskutierten Frage nach dem Charakter dieses Konflikts näher kommen. Im Ergebnis wertet er diesen als einen politischen Konflikt mit religiösen Inhalten, für dessen Verständnis die „sprachlichen, historischen, ‚rassischen’, machtpolitischen und sozioökonomischen Dimensionen […] gleichermaßen von Bedeutung [sind]“ (178). Im Falle Nepals hingegen kann Paul Degenkolbe eine enge Verbindung zwischen Religion und Konfliktgeschehen feststellen. Zwar gebe es in Nepal auch Anzeichen für ein friedliches Nebeneinander verschiedener Glaubensrichtungen, doch als „Konfliktursache lässt sich der stark diskriminierenden, hinduistisch determinierten Gesellschaftsordnung tatsächlich eine recht eindeutige Rolle zuweisen“ (200).
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.682.23 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Janet Kursawe / Verena Brenner (Hrsg.): Konfliktfaktor Religion? Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36798-konfliktfaktor-religion_44892, veröffentlicht am 27.02.2014. Buch-Nr.: 44892 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken