Die Wiederkehr der Religion in die öffentliche und politische Sphäre ist in aller Munde – nachdem ihr lange Zeit aus modernisierungstheoretischer Perspektive ein Überleben wenn überhaupt, dann höchstens im Privaten prognostiziert worden war. Statt von fortschreitender Säkularisierung ist von einem postsäkularen Zeitalter die Rede. Vor diesem Hintergrund wird in diesem Sammelband gefragt, welche möglichen Beiträge die Religion in der Debatte um die normativen Grundlagen moderner Gesellschaften, wie sie vor allem in der Liberalismus-Kommunitarismus-Debatte sichtbar wurde, zu leisten imstande ist. Die „konstitutive Bedeutung der Religion für die kommunitaristische Liberalismuskritik“ (10) – so der Herausgeber in seiner kurzen Einleitung – werde „über die bloße Anerkennung bestehender genealogischer Abhängigkeitsverhältnisse hinaus“ (9) zu wenig beachtet. In einer religionsfokussierten Re-Lektüre des kommunitaristischen Denkansatzes, insbesondere seiner Kritik an den normativen Vorgaben des politischen Liberalismus, arbeiten die Autoren der qualitativ hochwertigen Aufsätze diese Bedeutung heraus, aber hinterfragen auch kritisch die Tragweite einer Rückbesinnung auf religiöse Werte für pluralistisch verfasste moderne Gesellschaften. Wie der Kommunitarismus selbst, ist auch sein Bezug zur Religion nicht monolithisch zu denken, sondern bei seinen Vertretern jeweils unterschiedlich verfasst. Die durchaus unterschiedlichen Perspektiven der versammelten Beiträge spiegeln diese Vielfalt wider. Den Wert des Bandes, seinen Beitrag zu Stellenwert und Umgang mit religiösen Traditionen und Denkmuster in der gegenwärtigen Politik, schmälert dies jedoch keineswegs.