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Sobhanlal Datta Gupta

Komintern und Kommunismus in Indien 1919-1943. Übersetzerinnen: Annemarie Hafner und Bianka Schorr

Berlin: Karl Dietz Verlag 2013 (Geschichte des Kommunismus und Linkssozialismus XVII); 367 S.; geb., 34,90 €; ISBN 978-3-320-02276-1
Dem Karl Dietz Verlag ist es gelungen, das vom renommierten Marxismus‑ und Kominternforscher Sobhanlal Datta Gupta für die zweite Auflage stark überarbeitete Buch auf Deutsch zu publizieren, sodass die Ergebnisse jahrelanger Archivarbeit nun auch einem deutschsprachigen Publikum zugänglich sind. In ihm untersucht Gupta das Phänomen des Stalinismus, „das Stalin überdauert hat und die Arbeitsweise des internationalen Kommunismus sehr zu seinem Nachteil dominiert hat, dessen Wurzeln indes in jene Periode zurückverfolgt werden müssen, die sich in der Komintern nach Lenins Tod entwickelte. Dieses Buch ist ein Versuch, diese Haltung zu bewältigen, weil es unmöglich ist, auf die kritischen Momente in der Geschichte des indischen Kommunismus zu stoßen, ohne die Frage des Stalinismus zu verhandeln“ (18). Auf den ersten gut 60 Seiten gibt Gupta einen ausführlichen und einordnenden Überblick über jene Erkenntnisse, die seit der möglichen Einsicht in die Komintern‑Akten bereits publiziert werden konnten. Daran anschließend stellt Gupta wie im Vorwort angekündigt (aber nicht unbedingt anhand des Titels erkennbar) nicht nur explizit die für den indischen Kommunismus so wichtigen Entwicklungen in der Komintern dar, sondern er greift deutlich weiter aus, rekonstruiert insgesamt die aus den Akten geborgenen Erkenntnisse über die Machtkämpfe und Entscheidungen innerhalb der Komintern und bezieht diese immer wieder auf den indischen Kommunismus. Neben vielen für die weitere Komintern‑Forschung wichtigen Einsichten kann Gupta unter anderem auch herausarbeiten, dass der Ende der 1920er‑Jahre konstatierbare schwindende Einfluss indischer Gruppen (insbesondere aber auch der Einfluss von Manabendra Nath Roy, Virendranath Chattopadhyaya und Abani Mukherjee) innerhalb der Komintern und in Russland auf die wachsende Macht der Kommunistischen Partei Großbritanniens (CPGB) zurückzuführen ist. Sinnbildhaft lässt sich dies an der Tatsache deutlich machen, dass das offiziell unter Komintern‑Schirmherrschaft stehende Indian Foreign Bureau de facto ein in jeder Hinsicht von der CPGB kontrolliertes Organ war.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.68 | 2.22 | 2.25 | 4.1 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Sobhanlal Datta Gupta: Komintern und Kommunismus in Indien 1919-1943. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36189-komintern-und-kommunismus-in-indien-1919-1943_43044, veröffentlicht am 19.09.2013. Buch-Nr.: 43044 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken